Für alle und für keinen
Für Menschen, die sich in Schülervorstellungen von «Zauberflöte» oder «Carmen» fragten, was das Gesinge auf der Bühne eigentlich soll, und die als Erwachsene die gesellschaftliche Verpflichtung spüren, es mit der Oper doch noch mal zu versuchen – für die ist Ingo Metzmachers Buch «Vorhang auf. Oper entdecken und erleben» wahrscheinlich richtig. Nicht, weil Metzmacher sich gemeinsam mit dem Leser wundern würde, warum Oper so merkwürdig ist – im Gegenteil.
Der Dirigent verwandelt die eigene intuitive Begeisterung in einen intuitiven Stil, der das Publikum ins szenisch-musikalische Erleben hineinsaugen soll. Niemand wird mit Informationen zur Werkentstehung oder Rezeptionsgeschichte belästigt. Wer schnell liest und es nicht so genau nimmt, für den kann die Lektüre zum (Nach-)Erlebnis spannender Musiktheaterplots werden. Metzmacher schreibt, als gehe es nur darum, die Oper von Klischees zu befreien: Für ihn ist sie etwas Schlankes, Brisantes, Modernes (obwohl viel altes deutsches Repertoire vorgestellt wird, von «Don Giovanni» über «Elektra» bis zu den «Bassariden»), die Komponisten der präsentierten Werke sind noch nicht alle tot und die Werke selbst teilweise noch gar nicht fertig ...
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Er liebe, sagte der vor allem als Liedsänger bekannte Bariton Christian Gerhaher kürzlich im Gespräch, an diesem Genre das eher Abstrakte – «in dem Sinne, dass es nie ganz fassbar wird». Lieder seien eben keine Kleinstopern. Vielmehr etwas, das sich dem vollkommenen Begreifen schlussendlich entziehe. Oper hingegen müsse erfasst, begriffen werden, sonst mache sie...
Selbst angesichts der Akkordbedingungen, unter denen Italiens Opernkomponisten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts produzieren mussten, hatte Donizetti für seine «Parisina» geradezu abenteuerlich wenig Zeit zur Verfügung. Weil Felice Romani, der gefragteste Librettist der Epoche, schon mit anderen Aufträgen (unter anderem «Beatrice di Tenda» für Bellini)...
In letzter Zeit findet Händels 1713 uraufgeführter «Teseo» verstärkt Interesse an deutschen Bühnen: Nachdem eine (auf DVD erhältliche) Tourneeproduktion in der Regie von Axel Köhler und vor allem die Aufführung an der Komischen Oper Berlin (2008) das dramatische Potenzial von Händels Version des Medea-Stoffes ausgelotet hatten, wagte sich im Mai dieses Jahres die...