Fiebertraum

Zemlinsky: Der Kreidekreis
Lyon | Opéra

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Wenn es um die ersten Kontakte zwischen Jazz und klassischem Musiktheater geht, ist schnell von Křeneks «Jonny spielt auf» (1927) die Rede, von Brechts und Weills «Dreigroschenoper» (1928) und «Mahagonny» (1930), in jüngerer Zeit auch von den um 1930 entstandenen Operetten Paul Abrahams. Nie Erwähnung aber findet in diesem Zusammenhang Alexander von Zemlinskys «Kreidekreis», der, uraufgeführt 1933 in Zürich, in dasselbe enge Zeitfenster gehört.

Vielleicht weil seine Musik so gar nicht ins Bild des leicht verspäteten Spätromantikers passt, vielleicht weil Zemlinsky die neuen Formen nicht mit dem Zeigefinger der Originalität herausstreicht. Der immerhin schon über 60-Jährige amalgamiert den Klang und die Rhythmen von Saxofon, Banjo oder Jazzbecken vielmehr elegant mit tatsächlich «spätromantischen» Elementen, lässt den Jazz quasi im Untergrund vibrieren.

Der Oper liegt dasselbe alte chinesische Stück zugrunde, das Brecht und Dessau 15 Jahre später für ihren «Kaukasischen Kreidekreis» bearbeiten sollten. Zemlinsky blieb mit der Fassung des Dichters Klabund freilich näher am chinesischen Original, um die Geschichte der guten, aber glücklosen Haitang zu erzählen. Als Zweitfrau des ...

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Opernwelt März 2018
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Michael Stallknecht

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