Feuerwerk der Posen

Rossini: Il viaggio a Reims Amsterdam / Nationale Opera

Opernwelt - Logo

Liegt es am Rummel um Raubkunst, Fälschungen und andere Skandale, dass vertrackte Opernhandlungen derzeit gern ins Kunstmilieu oder gleich ins Museum verlegt werden? Der Trick bietet sich ja an: Glamour, Verbrechen und Mordspreise liegen hier nahe beieinander. Dass die Metapher trotzdem langweilen kann, bewies kürzlich Alvis Hermanis in Salzburg mit seinem steifbeinigen Rampentheater-«Trovatore». Ungleich ertragreicher und witziger ist nun Damiano Michielettos furiose Deutung von Rossinis «Il viaggio a Reims».

Er lässt Rossinis spät wiederentdecktes dramma giocoso in einem sich ständig verändernden Einheitsraum spielen, der eine Mischung aus Galerie, Museum und Auktionshaus ist.

Die Krönungsoper zu Ehren König Karls X. von Frankreich spielt im Hotel zur «Goldenen Lilie», in dem die mehr oder weniger hochwohlgeborenen Gäste auf dem Weg zu den Krönungsfeierlichkeiten aufgrund logistischer Probleme unfreiwillig festsitzen. Die internationale Gesellschaft feiert schließlich ohne König eine eigene Party, die Rossini für eine rasante Abfolge von Bravournummern nutzt.

Die Revuemechanik lässt sich trefflich und sogar mit Gewinn in die Kunstwelt verlagern, und Michielettos Regie zieht alle ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2015
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Regine Müller

Weitere Beiträge
Klamme Gefühle

Sie sind schon da, als die Pauke und drei Dissonanzen den Reigen folgenschwerer Missverständnisse eröffnen. Rogoschin, der Dandy. Nastassja, die Umschwärmte. Lebedjew, der Strippenzieher. Und die anderen traurigen Gestalten, die in einem schäbigen Salon fröstelnd darauf warten, dass endlich was passiert. Dass jemand eintritt und die Starre löst, die auf den...

Bitte nicht zu laut

Herr Kmentt, Sie haben unzählige Schallplatten gemacht, waren aber zugleich eine echte Wiener Ensemblepflanze. War der Schutzraum der Wiener Staatsoper mitverantwortlich für die Dauer Ihrer über 40-jährigen Karriere?
Nein, ich glaube nicht. Jeder muss mit seinen eigenen Problemen kämpfen, ob innerhalb oder außerhalb eines Ensembles. Ich erhielt gleich zu Anfang...

Historische Camouflage

Vor sechs Jahren sang Philippe Jaroussky auf dem Album «Opium» erstmals französische Lieder der Belle Époque (siehe OW 5/2009). Im Sinne einer Mentalitätsgeschichte der Klänge ließe sich auch rechtfertigen, dass ein Countertenor dieses Repertoire pflegt, gerade jetzt, da Jaroussky zwei neue CDs mit Liedern nach Paul Verlaine aufgenommen hat. Als 1869 durch die...