Feuer und Wasser

Mauricio Sotelos Lorca-Adaption «El público» aus Madrid, Toshio Hosokawas Tsunami-Requiem «Stilles Meer» aus Hamburg

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Es war einer der letzten Kompositionsaufträge, die Gerard Mortier vergeben sollte. Eine fantastische Oper für das Teatro Real in Madrid. Maßgeschneidert für Spaniens bedeutends­tes Musiktheater. In einem Idiom, das in iberischen Traditionen wurzelt und zugleich in die Welt ausgreift. Mit einem scheinbar vertrauten Sujet, das die Grenzen des Gewohnten sprengt.

Das Ergebnis: «El público», nach Federico García Lorcas Dramenfragment aus dem Jahr 1936.

So wild, so verrückt, so absurd schrillt diese in fünf Bilder gegossene Vision über Psyche und Eros, Kunst und Leben, Sein, Schein und Spiel, dass sie erst mit vierzig Jahren Verspätung erstmals (in Mailand) auf die Bühne kam. Und vielleicht entfaltet sich die schillernde Musikalität dieser Szenen wirklich erst jetzt in ihrer ganzen ungestümen Kraft, da Mauricio Sotelo (*1961) den bohrend-trunkenen Dialogen ein Orchester, einen Chor, Gesangssolisten, Elektronik-Sounds sowie die Kunst des Flamenco eingeschrieben und so Lorca quasi beim grotesk schlingernden Wort genommen hat. Eine faszinierend «werktreue» Adaption (Libretto: Andrès Ibáñez). Was man von der Regie (Robert Castro) und Kostümierung (Wojciech Dziedzic) der ...

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Opernwelt März 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Albrecht Thiemann

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