Explosiv
Die blockhaften Akkorde, die Harmonieschleifen, der harte Puls, die kantige Dynamik – ein wenig erinnert der Orchestersatz schon mal an Bruckner, der bekanntlich in Sankt Florian und Linz die Orgelbank drückte. Aber auch an Minimal Music Patterns und: die heute fast nur noch im Jazz und von Kantoren gepflegte Kunst des formgebundenen Extemporierens.
Dass Thierry Escaich von Hause aus Organist ist, hört man seiner ersten Oper an: eine «aufwühlend explosive Musik, die häufig wie improvisiert klingt», schrieb Gerhard Persché über die Uraufführung von «Claude», einem Auftragswerk der Opéra de Lyon (siehe OW 5/2013). Escaichs expressive Klangbögen überwölben eine durch Victor Hugo inspirierte homoerotische Passionsgeschichte, die während der industriellen Revolution in einem Lyoneser Gefängnis spielt. Der Bariton Jean-Sébastien Bou (Claude) und der Counter Rodrigo Ferreira (Albin) verkörpern das gewaltsam getrennte Paar mit hingebungsvoller Empathie. Die Schwächen des holzschnitthaft-naturalistischen Librettos von Robert Badinter können sie allerdings ebenso wenig ausbügeln wie die oft allzu plakative, auf einen rotierenden Zellenbau (Pierre-André Weitz) fokussierte Inszenierung ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Albrecht Thiemann
Ein Theaterkönig stirbt. Und mit ihm die Kunst des Hörens, das mehr ist als das Horchen. Vom Lauschangriff ist allerdings nicht die Rede, schließlich ist Luciano Berios Musiktheater «Un re in ascolto» gute 30 Jahre alt. In Kassel erweist er sich als erstaunlich lebendig. Das liegt vielleicht daran, dass diese azione musicale in due parti bei ihrer Uraufführung 1984...
Die Grazer «Jenufa», im März 2014 herausgekommen und später nach Augsburg weitergezogen, hätte eigentlich «Buryja» heißen müssen. In Peter Konwitschnys Inszenierung war die Küsterin das Kraftzentrum des Geschehens. «Als Stachel steckt sie im Fruchtfleisch fröhlichen Dorftreibens, eine wie aus Glas geschnittene Figur, an der ihre Umwelt sich die Haut aufreißt», hieß...
Impressum
56. Jahrgang, Nr 7
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752280
Redaktion Opernwelt
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
Fax: +49(0)30/25 44 95 12
E-Mail: redaktion@opernwelt.de
Redaktionsschluss dieser Ausgabe
war der 09.06.2015
Redaktion
Wiebke Roloff
Albrecht Thiemann (V. i. S. d....
