Erotisches Verlangen
Die junge französische Sopranistin Margaux Poguet ist eine Multitaskerin, die sich viel zutraut. In der vergangenen Saison debütierte sie als Donna Elvira, Fiordiligi und Vitellia gleich in drei herausfordernden Mozart-Partien. Jetzt legt sie ihr erstes Soloalbum vor – und bewältigt den Spagat zwischen zwei Welten, dem unterkühlten Songstil Weills und der esoterischen Artifizialität von Bergs «Sieben frühen Liedern», geradezu atemraubend.
Unterbrochen wird dies deutsch-französische Double von fünf Sonetten der Renaissance-Lyrikerin Louise Labé, die der in Auschwitz ermordete Viktor Ullmann 1941 mit melodischer Sensivität im französischen Original vertonte. Aber auch Weill begegnen wir zweifach – mit deutschen Songs auf Texte von Brecht und Walter Mehring sowie mit französischen Chansons, mit denen der vor den Nazis geflüchtete Komponist sein Glück in Paris versuchte.
«Marie Galante», die am 22. Dezember 1934 uraufgeführte szenische Revue, hatte damals keinen Erfolg. Heute sind die Lieder, die Weill zu einer sentimentalen Story um eine Prostituierte fügte – allen voran der optimistische Tango, der «Youkali» als Land der Sehnsucht preist –, in ihrer genialen Mischung aus melancho ...
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Opernwelt Dezember 2025
Rubrik: Medien, Seite 37
von Uwe Schweikert
Das höchste Lob für Irmgard Seefried stammte aus dem Mund von Elisabeth Schwarzkopf: «Wir alle beneideten sie, dass alles, was wir uns mühselig erarbeiten mussten, bei ihr so natürlich und selbstverständlich wirkte. Sie verstand es, mit dem Herzen zu singen.» Kühle Perfektion, Schönheit als Selbstzweck waren nie ihre Sache. Ein Star wollte sie nicht sein. Seefried...
Gott, welch Dunkel hier! Als wären wir zu Gast im Schattenreich der Nyx, wo totale Finsternis herrscht, Licht nur in seiner trübseligsten Form Zugang zu finden vermag (und singende Kinder gar keinen Zutritt haben) und wo nun auch die Untoten das Sagen haben. Schon vor dem ersten Ton sieht man sie hin und her schleichen um die «Kirche des Gewesenen» – entleerte...
Natürlich nehme «La traviata» die herbstlich-winterliche Position im Spielplan ein, wo das Haus «ganz bewusst die großen Dramen mit berühmten, gefühlvollen Melodien» zeigen will. Sagt Søren Schuhmacher, der neue Intendant am Theater Hagen, im Interview. Am Ende beweist auch Schuhmacher in seiner «Traviata»-Inszenierung, dass Giuseppe Verdi alles andere ist als ein...
