Erkenntnis und Versuchung
Auch größte Mozart-Liebhaber – sind wir das nicht irgendwo alle? – haben an dieser Geschichte gezweifelt. Dass zwei Freunde ihre beiden Verlobten verlassen, um ihre Treue zu prüfen, weil sie darauf eine Wette eingegangen sind, mag man ja noch glauben. Dass sie verkleidet zurückkehren und den beiden Schwestern den Hof machen – und zwar der jeweils anderen – mit etwas gutem Willen auch.
Dass die beiden Frauen auf den Mummenschanz hereinfallen und die Männer über zwei Akte über nicht erkennen – nun wirklich nicht… Vor allem die Musik macht in «Così fan tutte» deutlich: Hier wird etwas ganz grundlegend verhandelt, nämlich der Beziehungskanon der beiden Geschlechter.
Schon lange hat man das nicht mehr so gründlich, überzeugend und überdies so ästhetisch ansprechend erlebt wie in Philipp Himmelmanns Neuinszenierung im Festspielhaus Baden-Baden. Und – so musikalisch. Wenn es einen Regiepreis gäbe für das sorgfältigste Zusammenspiel von Musik, Text, Szene und Bild – Himmelmanns «Così» wäre ein heißer Aspirant. Schon der Titel der rätselhaftesten der drei Mozart-Da-Ponte-Opern animiert zum Spiel: Aus der reichlich defätistischen These des Don Alfonso, des Verursachers der Wette, «So machen’s ...
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Frau Baechle, liegen die Gedichte von Anna Achmatova auf Ihrem Nachttisch?
Natürlich habe ich jetzt einiges von ihr gelesen: das «Poem ohne Held», das zu der Zeit entstand, in der auch die Oper spielt, dazu Erinnerungen, Literatur über die Stalin-Zeit und andere Achmatova-Gedichte. In der Oper selbst kommen allerdings nur zwei Gedichte von ihr vor.
Spielt die reale...
«Meine Erfahrung mit ‹Fidelio› ist eine ganz einfache: Ich bin als Zuschauer immer eingeschlafen, wenn ich diese Oper gesehen habe. Deshalb habe ich mich gefragt: Schaffst du eine Inszenierung, bei der das Publikum nicht einschläft? […]. Es ist eine wunderbare Oper, aber sehr statisch. Bewegung zu schaffen war die Herausforderung.» So formulierte Manfred...
«Eine feinere Operette» wollte Richard Strauss nach eigenem Geständnis mit »Die Liebe der Danae» schaffen, etwas Leichtes, «preziös» Ironisches in der Nachfolge Offenbachs. Bereits 1920 hatte ihm Hugo von Hofmannsthal einen entsprechenden Entwurf vorgelegt, aber da zeigte sich der Komponist noch uninteressiert. Man kann nur spekulieren, wie diese Oper ausgesehen...