Engführung
In den fünfziger Jahren war sie eines der am häufigsten gespielten Werke der Moderne, Paul Hindemiths Künstleroper «Mathis der Maler». Von den Nazis wurde sie verboten. Wohl wegen der Szene, in der Vertreter der katholischen Kirche protestantische Bücher verbrennen lassen. Die Parallelen zu den realen Geschehnissen waren zu offensichtlich. 1934 sollte die Oper von Wilhelm Furtwängler uraufgeführt werden. Daraus wurde nichts, und der Dirigent handelte sich erheblichen Ärger mit den Machthabern ein. Eigentlich erstaunlich.
Handelt das Werk doch von einem deutschen Künstler, der in seiner Berühmtheit und menschlichen Größe durchaus an Wagners Sachs erinnert. Die Musik greift auf die Tradition zurück, auf Chaconne und Choral etwa. Die Oper hätte, schreibt Ulrich Schreiber zu Recht, zur Staatsoper des «Dritten Reiches» werden können, wäre da nicht die Szene der Bücherverbrennung gewesen.
Regisseur Alexander Schulin blendet diese zeitgenössische Frage konsequent aus und setzt eine andere Parallele ins Zentrum seiner Interpretation: Brecht hat etwa zur gleichen Zeit, in der Hindemith an seinem «Mathis» arbeitete, seine Theorie des epischen Theaters entwickelt. So inszeniert Schulin mit ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Der Boom historischer Opernaufnahmen hat in den letzten Jahren zu einer Inflation auf dem Billigpreissektor geführt. Bedenkenlos und unbesehen (bzw. ungehört) wurde alles auf CD gepresst, was älter als fünfzig Jahre und mithin nicht mehr lizenzpflichtig war. Dabei kamen durchaus einige Fundstücke ans Licht, aber daneben auch viel Ramsch, oft aus dubiosen Quellen...
Die Oper birgt mehr Unwägbarkeiten für einen Betrieb als jede andere Kunstform. Die Wahl des Generalmusikdirektors oder der Generalmusikdirektorin gehört dabei gewiss zu den am meisten ins Gewicht fallenden Risiken. Das gilt für jedes Haus. Auch Opera Australia weiß davon ein Lied zu singen. Vor vier Jahren gab man voreilig Simone Young den Laufpass und bestimmte...
Abgesprochen hatten sich die Opernhäuser zwischen Hannover, Frankfurt, Erfurt, Amsterdam und Kiel nicht, innerhalb weniger Wochen Wagners «Tannhäuser» auf die Bühne zu bringen. Doch es gibt einen Anlass, der beflügelnd gewirkt haben könnte. Der achthundertste Geburtstag der Heiligen Elisabeth, die im Jahre 1211 an den thüringischen Hof kam, dort mit Landgraf Ludwig...