Endstation Sehnsucht
Zu den flirrenden Klängen der Ouvertüre wird in Tom Goossens’ Inszenierung von Verdis «La traviata» ein großer Scheinwerfer hinabgesenkt. Über ein meterlanges Kabel ist er mit einem Schaltpult verbunden, das von der Titelheldin selbst bedient wird. Immer mehr dieser Leuchtmittel senken sich herab und tauchen die Bühne in reines, strahlendes Licht. Es zeigt Violetta Valéry pur, unverstellt – so, wie sie ist. Doch dann wird eine Folie vor den zentralen Scheinwerfer geschoben. Auf Knopfdruck ergießt sich pinkfarbenes Partylicht über die Bühne.
Violetta inszeniert sich als Königin einer schillernden Ballgesellschaft im lavendelfarbenen Rüschenkleid. Erste Anzeichen von Krankheit und Verfall werden konsequent herausgefiltert.
Das Licht spielt die Hauptrolle an diesem Theaterabend. Die Bühne besteht nur aus einem Podest, über das (mitunter) ein pinkfarbener Teppich ausgerollt wird. Darauf das Lichtpult – sonst nichts. Die Kulisse wird von den Darstellern selbst geformt. Der Opernchor glänzt in farbprächtigen, aus originellen Einzelstücken zusammengefügten Kostümen (Sietske Van Aerde, Lena Mariën) die an die Bilderwelt von Otto Dix erinnern, als lebendige Kulisse. Der Regisseur Tom ...
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Opernwelt Dezember 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 24
von Silvia Adler
Die Klage eines der Überlebenden ist beredt: «Wir wurden zur störenden Erinnerung.» Augen zu, wegschieben, verdrängen fällt eben so viel leichter als erklären, durchdringen und bewältigen. Doch Letzteres funktioniert nicht, wenn zehn Jahre nach dem schrecklichen Vorfall plötzlich alles wieder präsent ist. In einer Familie, die Normalität spielt, so unbeirrt wie...
Als sie 1836 in Manchester vom Pferd fiel und an dem Sturz starb, war Maria Malibran 28 Jahre alt. Und obwohl damals noch keine Rede von Internet und Flashmob sein konnte, kamen angeblich 50.000 Trauernde zu ihrem Begräbnis. Denn auch in den vergleichsweise wenigen Jahren ihrer Karriere hatte sie sich einen fast sagenhaften Ruf zumal als Rossini-Interpretin...
Zwei Opernpremieren, die im Rückblick als ein musikpolitisches Schlüsselereignis im nationalistisch gefärbten Parteikampf der deutschen Kultur- und Ideengeschichte des frühen 19. Jahrhunderts gelten dürfen, fanden 1821 innerhalb weniger Wochen in Berlin statt – die von E. T. A. Hoffmann eingerichtete deutschsprachige Fassung von Gaspare Spontinis «Olympia», die den...
