Eisenach, Mozart: Die Zauberflöte
In Eisenach gibt es keine Zauberflöte in der «Zauberflöte». Zwar muss dort drastisch gespart werden, doch in diesem Fall steckt eine Absicht dahinter, wenn das Instrument durch eine Partitur ersetzt wird. Peter Konwitschnys inzwischen weithin anerkannte Meisterschülerin Vera Nemirova hat in ihrer Deutung auch sonst einiges verblüffend «anders» gemacht. Sie beginnt vor der Ouvertüre mit einem Sänger-Casting.
Wenn sie dabei die amüsante Künstlereitelkeit mit der Alltagserfahrung vergeblicher Vorstellungsgespräche überblendet, dann gewinnt die Szene jene Balance zwischen Komik und Ernst, die zum Markenzeichen einer Produktion wird, bei der sogar der bereits weggesparte Chor zu einem makaber witzigen Inszenierungsbestandteil wird. Ein alter Mann mit einem «Chor»-Schild um den Hals oder ein alter Plattenspieler «kommentieren» die Bandeinspielung – am Ende übernehmen dann sogar die Protagonisten diesen Part.
Zuvor flieht Tamino nicht vor einem Ungeheuer, sondern vor der Schlange von Bewerbern, die ihm seine Startnummer 1 neiden. Die Königin der Nacht (mit sicherer Höhe: Alexandra Lubchansky) ist eine blinde Diva, die zwar einen hochtheatralischen Auftritt auf einer kleinen Extra-Bühne ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die Situation, mit der uns Alessandro Scarlattis 1718 in Rom uraufgeführtes Melodramma «Telemaco» konfrontiert, ähnelt einer anderen Oper, die auf denselben Stoffquellen – Homers «Odyssee» und Fénelons aufklärerischem Erziehungsroman «Les Aventures de Télémaque» – beruht: Mozarts «Idomeneo». Wie der aus dem trojanischen Krieg heimkehrende Kreterfürst wird auch...
Beinahe unter der Hand ist in den letzten Jahren einer der wichtigsten Aufnahmezyklen der Operndiskografie herangewachsen: Die Einspielung der großen Gluck-Opern bei der Archiv Produktion kann sich durchaus mit dem Großprojekt der Aufnahme aller Vivaldi-Opern beim Label Opus 111 messen. In beiden Fällen wird das Qualitätsniveau dadurch gehalten, dass verschiedene...
Harry Kupfers langjähriger Ausstatter Hans Schavernoch liefert mit einem schrottreifen Helikopter den flexiblen Einheitsort für den Aufstieg und den Fall der Stadt Mahagonny – eine Kulisse, die dem Bordell ebenso Platz bietet wie dem elektrischen Stuhl. Diese Großraumskulptur im ansonsten sterilen, schwarzen Bühnenraum liefert freilich auch einen unfreiwilligen...
