Einfach Geschichten erzählen
Frau Röschmann, kürzlich haben Sie als Alceste debütiert. Was muss man bei Gluck anders machen? Eine andere Stimmeinstellung finden?
Für Gluck vielleicht nicht, aber für das Französisch. Ich habe noch nicht so viel in dieser Sprache gesungen. Insofern dauerte es doch eine Zeit, bis ich das gelernt hatte. Parallel zur Alceste habe ich die «Tannhäuser»-Elisabeth vorbereitet. Und wenn man dann die Wand anstarrt und versucht, Gluck zu memorieren, schiebt sich immer die Muttersprache davor.
Spannend finde ich an Alceste diese Mixtur aus sehr dramatischen Arien, filigranen Momenten und Rezitativen, die manchmal eher statisch sind und dann wieder dazu einladen, viel mit Farben zu malen. Ständig ist man wie ein Chamäleon unterwegs, muss lavieren und letztlich doch die große Linie finden, um einen Charakter zu formen. Ähnliches kenne ich eigentlich nur von den Barock-Opern, die ich mit René Jacobs gemacht habe. Reinhard Keisers «Croesus» zum Beispiel, da kam allerdings noch das Koloraturfeuerwerk dazu.
Lernen Sie schnell?
Eigentlich schon immer. Ich habe früh, mit sechs Jahren, im Kinderchor angefangen. Später kam der Bach-Chor in meiner Heimatstadt Flensburg dazu, da habe ich alles rauf- ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Interview, Seite 58
von Markus Thiel
Trotzdem! Trotz aller Katastrophen, Niederlagen, Toten. Die Sehnsucht nach solidarischen, herrschaftsfreien Lebensformen, die individuelles mit dem Wohl aller versöhnen könnten, ist noch nicht aus der Welt. Auch wenn es angesichts der durch den Homo sapiens an den Rand des Kollapses gebrachten Natur, des immer härteren globalen Wettbewerbs um Ressourcen, der...
Der Frankenstein-Stoff ist derzeit schwer en vogue: In der Nebenspielstätte «Tischlerei» der Deutschen Oper Berlin kam 2018 Gordon Kampes collageartiges Musiktheater zur Uraufführung, kurz darauf folgte auf Kampnagel (als Auftragskomposition der Hamburgischen Staatsoper) Jan Dvořáks Version, basierend auf einer Schauspielmusik, die er 2014 für das Theater Basel...
Ihre Faszination für das Epos, ihre Liebe zur Musik sieht man: Ana Kelo inszeniert den Vorabend der «Ring»-Tetralogie mit größtem Respekt. Sie hinterfragt wenig, sie erzählt einfach die Geschichte, in der Personenführung schnörkellos klar, in den Bühnenbildern von Mikki Kunttu so farbenfroh wie deutlich, märchenhaft, monumental. Die Nibelungen-Brüder gleichen mit...
