Eine Umkehrung ist eine Umkehrung

Peter Konwitschny entdeckt «Die Soldaten» von Bernd Alois Zimmermann als Kammerspiel. Doch auch der physische Aspekt von Klangwahrnehmung kommt am Staatstheater Nürnberg nicht zu kurz

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Bett-Szenen haben in der Oper viele Gesichter. Erotik kann dabei eine Rolle spielen, muss aber nicht. Wenn ja, dann ist es um die Beziehung nicht wirklich gut bestellt: Sie geht über Leichen (Poppea und Nerone), dient als Mittel zum Zweck (Samson und Dalila), hat mit Ausweglosigkeit zu tun (Katerina und Sergei), ist am Zerbröseln (Marie Theres’ und Octavian), käuflich (Jenny und Jim) oder brutal erzwungen (Lucretia und Tarquinius).

Oft bleibt das Bett einsamen Menschen vorbehalten, die bald sterben müssen (Violetta), zumindest an schweren Krankheiten leiden (Amfortas) oder diese vorgeben (Gianni Schicchi). Mitunter können sie im Wachkoma liegen wie Michaela (bei Georg Friedrich Haas). Liebe wird in der Oper nicht im Bett besungen, sondern auf dem Schafott, in ägyptischen Todeskammern, barocken Irrgärten oder einfach auf dem Weg ins Jenseits, womit bekanntlich alles begann. Erotik findet im Kopf statt («Così fan tutte», «Salome», «Billy Budd»). Eine der wenigen Opern, in denen ein Bett aktiv mitspielt, dürfte «Le nozze di Figaro» sein. Dass wir uns im Laufe der Jahre an Betten gewöhnt haben, die oft in Nervenheilanstalten stehen und von Regisseuren erfunden wurden, ist eine andere ...

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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Stephan Mösch

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