Eine magische Erfahrung

Jan Kopp denkt detailliert über das hörbare Hören nach

Opernwelt - Logo

Als Theodor W. Adorno in seiner 1962 publizierten «Einleitung in die Musiksoziologie» gleich zu Beginn, im Kapitel «Typen musikalischen Verhaltens», den durchaus ambitionierten Versuch unternahm, verschiedene Hörertypen zu definieren, wusste er selbst, dass diese Rubrizierung nur in einem idealtypischen Sinne und sehr allgemein, als eine Art «Mutmaßung» zu verstehen sei, die auch gewisse Überschneidungen zwischen den einzelnen Typen enthalten würde.

Ziel und Absicht seines Versuchs sei es, so Adorno, «im Bewusstsein gesellschaftlicher Antagonismen, von der Sache, nämlich der Musik selbst, her die Diskontinuitäten der Reaktionen auf jene plausibel zu gruppieren».

Adornos Annäherung ist Legende. Auch der Komponist Jan Kopp kommt in seiner in der Reihe «Caprices» im Wolke Verlag erschienenen Essaysammlung «Das hörbare Hören» nicht an Adornos Klassifizierung vorbei. Zu stark ist die Setzung, zu plausibel auch die detaillierte Unterscheidung der Hörertypen – vom Experten, der zu «gänzlich adäquatem Hören» imstande ist, über den «guten Zuhörer», der über das musikalisch Einzelne hinaushört (der aber, und darin war Adorno prophetisch, «mit der unaufhaltsamen Verbürgerlichung der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2025
Rubrik: Medien, Seite 34
von Jan Verheyen

Weitere Beiträge
Gerundet und doch ganz schön eckig

Bei allem gebotenen Ernst: Das hier einmal ausgesprochen physisch dargebotene Schlussgerangel um den Ring, in dessen Verlauf die Rheintöchter Hagen buchstäblich niederringen, ist dann doch ziemlich lustig. Hin und her geht es. Hagens «Zurück vom Ring!», immerhin die letzten Worte des Stücks, bleiben folgenlos, wie ja generell das vielleicht sinnvolle Abstandsgebot...

Unerhört plastisch

Verdis «La forza del destino» ist und bleibt ein Sorgenkind der Regie. Zu unüberschaubar das Gewirr der Handlung, zu lose gereiht die Szenenfolge um die Liebe zwischen der adeligen Leonora und dem «Mestizen» Alvaro aus indigenem Adel. Ein versehentlich sich lösender Pistolenschuss, die Verfolgung des getrennten Paares durch Leonoras fanatisch hassenden Bruder...

Zerrissene Seelen

In den vergangenen Jahren sind Nikolai Medtners Werke, vor allem seine Stücke für Klavier, zunehmend aus dem Schatten der Werke seines Freundes Sergej Rachmaninow getreten. Als Liedkomponist fand Medtner bislang jedoch wenig Beachtung. Zu Unrecht, wie die Mezzosopranistin Ekaterina Levental und der Pianist Frank Peters in ihrer Gesamteinspielung der mehr als 100...