Eine deutsche Buffa
Wer diese Ersteinspielung von Goethes Singspiel «Scherz, List und Rache» in der Vertonung Philipp Christoph Kaysers (1755–1823) hört, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Mehr als 200 Jahre lag die Partitur unbeachtet im Zürcher Nachlass des Komponisten vergraben, bis Hermann Dechant sie 1993 radikal gekürzt und in reduzierter Instrumentation erstmals im Liebhabertheater Charlotte von Steins auf Schloss Kochberg zur Aufführung brachte und anschließend einen Klavierauszug herausgab.
Ein weiteres Vierteljahrhundert sollte vergehen, ehe der mit einem untrüglichen Entdeckersinn begabte Dirigent Werner Ehrhardt sich 2019 des musikalischen Juwels, noch immer kräftig gekürzt, in einer halbszenischen Präsentation in Leverkusen annahm (siehe OW 1/2020). Es war Goethes ehrgeizigstes Opernprojekt. Dass der Versuch einer deutschen Buffa, in der gesungene Rezitative die sonst im Singspiel üblichen Prosadialoge ersetzen sollten, scheiterte und gar nicht erst die Bühne erreichte, dafür hat man stets den angeblich von seiner Aufgabe überforderten Kayser verantwortlich gemacht. Dabei war es eher umgekehrt. Goethes facettenreiches Dreipersonen-Intermezzo nach dem Vorbild von Pergolesis «La serva ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Januar 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Uwe Schweikert
Drei Revolutionen, 1789, 1830 und 1848, fegten sie hinweg, und jeweils zehn bis 15 Jahre später kam sie wieder: André Ernest Modeste Grétrys 1784 uraufgeführte Opéra-comique «Richard Cœur de lion». Der junge Berlioz erlebte sie zusammen mit anderen Werken aus der bon vieux temps im restaurativen Paris der 1820er-Jahre und hielt ihr unverbrüchlich die Treue: 1837...
62. Jahrgang, Nr 1
Opernwelt wird herausgegeben von Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752340
REDAKTION OPERNWELT
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
Fax: +49(0)30/25 44 95 12
redaktion@opernwelt.de
www.opernwelt.de
REDAKTION
Jürgen Otten (V. i. S. d. P.)
Albrecht Thiemann
REDAKTIONSBÜRO
Andrea Kaiser | redak...
Herr Ablinger-Sperrhacke,wie viel Spaß macht es Ihnen, vor nur 500 Menschen statt vor 2100 aufzutreten?
Singen macht natürlich immer Spaß. In Österreich und in der Schweiz sind die Besucherregelungen gottlob anders als zum Beispiel in Bayern. Ich habe mich während des Lockdowns in meiner Heimat Österreich politisch sehr betätigt mit einer Handvoll freischaffenden...