Ein toller Tag
Nicht nur der Titel von Dieter Borchmeyers Buch über Mozarts Opern an sich ist bezaubernd, dieser Titel beschreibt zudem ziemlich treffend, worum es in jenen sieben großen Bühnenwerken geht, die Mozart binnen eines Jahrzehnts komponierte: um die «Entdeckung der Liebe». Wobei der Begriff «Entdeckung» durchaus einen doppelten Boden hat: Nicht jede Liebe, der man begegnet, erweist sich als authentisch; und natürlich wussten auch Mozart und seine Librettisten, dass ein ernst zu nehmender Liebesdiskurs im 18.
Jahrhundert an der Schwelle zum bürgerlich aufgeklärten Zeitalter nur mit dem Wissen um die nicht selten zerstörerische Wirkmächtigkeit des Allianzdispositivs geführt werden konnte.
Gegen solch überkommene Muster und wider den aristokratischen Autoritarismus des Ancien Régime setzt Mozart das Ensemble als Empfindungsgemeinschaft. Am entschiedensten tut er es in seiner Commedia per musica «Le nozze di Figaro» von 1786, die zwar auf den ersten Blick nicht von jener revolutionären Kraft durchglüht ist wie das zugrundeliegende (fast genau auf den Tag zwei Jahre zuvor uraufgeführte) Schauspiel von Augustin Caronte de Beaumarchais. Paris war außer Rand und Band, Wien amüsierte sich.
Und ...
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Opernwelt Juli 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 26
von Jürgen Otten
Antonio Vivaldis anno 1735 im Teatro San Samuele uraufgeführte «Griselda», sein einziges Bühnenwerk für Venedig, gehört trotz regelmäßiger Produktionen nicht zu den Spitzentiteln des Barockbooms. Aus woker und auch aus gelassenerer Perspektive auf patriarchale Sinnkonstrukte ist das Sujet dieser Opera seria nur äußerst schwer erträglich. Nun gelangte sie mit dem...
Der Plan war beinahe genial: eine Opiumhöhle in San Franciscos Chinatown. Der zwielichtige Inhaber Cim-Fen will sich in der Stadt nach oben kämpfen, gerät auf die schiefe Bahn, entführt ein Kind, wird zum Mörder des Nebenbuhlers, muss alles mit dem Leben bezahlen, und mittendrin Jonas Kaufmann. So hatte man sich dies an der Bayerischen Staatsoper eigentlich gedacht...
Ein Orchester geht in Aufstellung. Die Streicher nach vorne, dahinter Blech- und Holzbläser, die Pulte akkurat im Halbkreis aufgereiht. Es erklingen die ersten Takte von Beethovens «Eroica». Da geschieht das Unerwartete: Eine Geigerin reißt ihr Notenblatt vom Pult. Andere folgen ihrem Beispiel. Immer mehr Notenblätter wirbeln durch die Luft, immer mehr Pulte fallen...
