Ein Glanz von innen

Diana Damrau durchleuchtet Strauss-Lieder, klangvoll assistiert von Mariss Jansons und seinen BR-Symphonikern sowie Helmut Deutsch

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Der Tod, so hat es Vladimir Jankélévitch mit poetischer Eindrücklichkeit formuliert, gleiche einer Leere, die mitten im Leben eines Wesens aufbricht; «das Seiende, das wie durch eine wundersame Verfinsterung plötzlich unsichtbar wird, stürzt sich auf einmal durch die Falltür des Nicht-Seins.» Andererseits, so der französische Philosoph in seinem Buch «Der Tod», sei dieses «Wunder» keine außergewöhnlich seltene Unterbrechung der natürlichen Ordnung, keine außergewöhnliche Abweichung vom üblichen Verlauf der Existenz.

Sondern zugleich das universelle Gesetz jeglichen Lebens und das gemeinsame Schicksal der Wesen.

Und so klingt er auch. Zumindest bei Richard Strauss, im vierten seiner «Vier letzten Lieder». Mild, beinahe wie eine späte Aussöhnung, klingt dieser Tod zugleich wie ein Zielpunkt: «Immer langsamer» ist die Musik während des Verses «ist dies etwa der Tod?» geworden, immer leiser, hintergründiger, verklärter, metaphysischer gewissermaßen. Und genau in dem Augenblick, wenn das Wort «Tod» erreicht wird, landet das gesamte Orchester – nein, nicht in der Haupttonart des Liedes, in Es-Dur, und auch nicht in der parallelen Molltonart oder gar auf einem entfernten Stern – nein, ...

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Opernwelt März 2020
Rubrik: CD des Monats, Seite 25
von Jürgen Otten

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