Ein Amerikaner in Linz
Als Dennis Russell Davies 2002 das Bruckner Orchester als Chefdirigent übernahm, teilte sich der Opernbetrieb des Linzer Landestheaters die Spielstätte noch mit dem Schauspiel. Für Letzteres war Clemens Holzmeisters (für Opern viel zu kleines) Theater an der Promenade ursprünglich auch gedacht. Insofern zählt es zu den Marksteinen von Davies’ 15-jähriger Tätigkeit in Linz, gegen alle Widerstände daran mitzuwirken, dass die Stadt nun endlich über ein eigenständiges, neues Musiktheater verfügt.
Nicht minder vehement setzte sich der 1944 im US-Bundestaat Ohio geborene Dirigent für die Musik seines Heimatlandes ein, vor allem für die Opern von Philip Glass, mit dessen Handke-Vertonung «Spuren der Verirrten» die neue Sparte 2013 eröffnet wurde. Bereits 2009 hatte Davies Glass’ «Kepler» aus der Taufe gehoben, aber auch andere amerikanische Komponisten kamen unter seiner Ägide zum Zug, zuletzt 2016 William Bolcom mit seiner Gold-Rush-Oper «McTeague». Überdies nutzte der Amerikaner seine guten Kontakte in den USA, um das Bruckner Orchester in drei ausgedehnten Konzerttourneen auch jenseits des Atlantiks bekannt zu machen.
Es würde Davies' Spektrum aber verengen, beschränkte man seine ...
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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Reinhard Kager
Auf der nackten, in dämmriges Licht getauchten Bühne transparente, mobile Milchglaswände. Am rechten Seitenportal ein Bücherberg, aus dem zögerlich ein Mann – dunkler Anzug, Rollkragenpullover – klettert und, halsbrecherisch auf dem Gedruckten balancierend, singt «Ich bin am Ende». Es ist der an einer Schaffenskrise leidende Schriftsteller Gustav von Aschenbach....
Also gut, spielen wir das Spiel vom Tod. Spielen wir es sowohl für ihn als auch mit ihm, zynisch vernünftig, sardonisch lachend, genüsslich, und packen alles hinein, was dazugehört: Blut, Nervenkitzel, russisches Roulette, Scheinhinrichtung, Totenmaske, makabre Scherze. Spielen wir es ohne Demut vor jedweder Moral und vor dem Leben (ihr wisst doch alle, was...
Mit seiner «Rosmonda d’Inghilterra» auf ein Libretto von Felice Romani, der die historische Geschichte von Henry II. und seiner Geliebten Rosamund de Clifford sehr frei behandelte, errang Gaetano Donizetti bei der Uraufführung (Florenz, Februar 1834) nicht mehr als einen Achtungserfolg. Noch zu seinen Lebzeiten verschwand das Stück von den Spielplänen. Erst im Zuge...
