Editorial Mai 2020

Opernwelt - Logo

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Zeit ist aus den Fugen. Wir hätten nie gedacht, dass unsere Städte und Länder den Shutdown erleben, dass Theater schließen, Opern nicht mehr spielen, Tänzer nicht mehr tanzen; jedenfalls nicht mehr öffentlich auf der Bühne, sondern bestenfalls im Streaming.

Menschenleben stehen «zur Disposition», wenn nicht mehr allen gleichermaßen geholfen werden kann.

Wie es in unseren Krankenhäusern und auf unseren Straßen, in unserem Gemüt und in unseren Köpfen aussehen wird nach Ostern, wenn dieses Heft Sie – hoffentlich gesund – erreicht, das kann jetzt niemand wissen. Erleben wir die Erschütterung der Grundfesten unserer Gesellschaft und damit auch des Kulturlebens – oder demnächst eine Renaissance der Zivilgesellschaft und der Künste?

Was wird währenddessen aus den frei arbeitenden KünstlerInnen, den vielen EinzelkämpferInnen, den nun Vereinzelten? Wie schnell erreicht sie die versprochene Soforthilfe? Bevor sie privat insolvent werden und die Miete nicht mehr zahlen können? Was wird aus den vielen Freien Theatern und Gruppen? Wer kompensiert die fehlenden Kasseneinnahmen?

Wenn die Häuser wieder öffnen (zu Saisonbeginn?), werden die Zuschauer dann ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2020
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Michael Merschmeier

Weitere Beiträge
Wagner im Kleinen

Ältere Semester werden sich noch erinnern, dass Wagnerianer schon die Nase rümpften, wenn mittlere Opernhäuser sich an die Tetralogie wagten. Inzwischen ist «Der Ring des Nibelungen» selbst an kleineren und kleinsten Bühnen angekommen – in Bayern aktuell am Mainfranken Theater Würzburg sowie an den Landestheatern Coburg und Niederbayern, die sich der...

Berührend tiefenscharf

Wie das neonleuchtende Logo einer Konzernzentrale prangt das «W» an jenem die Rückwand der Bühne bildenden Gerüst, von dem der aus der Handlung abgetretene, nunmehr stumme Wotan-Wanderer die Vollendung seiner Götterdämmerung distanziert, resigniert und doch interessiert betrachtet. Der Buchstabe war das Signet der vorangegangenen drei Teile der Tetralogie. Er...

Dysfunktional

Bevor der Betrieb aufgrund der Corona-Krise endgültig zum Erliegen kommt, weil auch die Probenarbeit eingestellt werden muss, kommt es am Theater Krefeld noch zu einer «Geisterpremiere»: Antonin Dvořáks Märchenoper «Rusalka» in der Regie von Ansgar Weigner ist nur für die Presse geöffnet. Die darf aber zwei Tage nach der Geisterpremiere von Aubers «Die Stumme von...