Editorial 8/22

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Alles schwarz, so schwarz wie meine Kleider. Alles schwarz, ich seh‘ nichts andres, leider.» So sang die bekanntlich aus ehemaligen Thomanern bestehende Band «Die Prinzen» auf ihrem schönen Album «Schweine» aus dem Jahr 1995. In dem Song geht es, anders als die Worte es intendieren, überhaupt nicht um irgendeine «Schwarzmalerei» oder um «Krise».

Doch wollen wir ja an dieser Stelle nicht immer der Verführung erliegen und – uns dabei sich selbst seiner hehren Bildungsbürgerlichkeit versichernd – einen Opernlibretto-Ausschnitt herauskramen, auf dass es irgendwie «passt», um gemeinsam die Misere zu beklagen. 

Freilich, momentan «passt» so einiges nicht – beziehungsweise passen bei vermutlich fast jeder Opernvorstellung noch Leute in den Zuschauerraum. Ja, Musiktheaterschaffende haben es gerade nicht leicht. Niemand singt gerne vor halbleerem Haus. Jede Opernsängerin, jeder Opernsänger kennt dieses Gefühl, diesen tastenden Blick ins Auditorium. Auch von der Bühne aus sieht man, ob die Vorstellung ausverkauft ist oder nicht. Und jeder einzelne leere Platz schmerzt ein wenig. Halbe Reihen, die leer bleiben, sind sogar wie ein kleiner Stich ins Herz. Mancher Zeitgenosse wird deswegen fast ...

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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Arno Lücker

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