Editorial
Eine gute, selbst eine gut ausgebildete Stimme macht noch keine Karriere. Heute weniger denn je. Wer auf dem globalen Klassikmarkt wahrgenommen werden will, muss eine Nase fürs Business, für Marketing und PR haben. Er muss bereit sein, sich als Produkt zu vermarkten und vermarkten zu lassen. Das Image, das visuelle Profil wird dabei zum entscheidenden Faktor: Zum Darling der Massenmedien avanciert nur, wer sich deren Regeln unterwirft.
Der «Star»-Rummel um Cecilia Bartoli, Elina Garança oder Anna Netrebko wäre undenkbar, wenn die Damen perfekt gestylte öffentliche Selbstdarstellung verweigerten. Über stimmliche Vorzüge, Bühnenpräsenz oder interpretatorisches Charisma sagen die elegant polierten Gesichter natürlich nichts aus. Nur: Wenn einem die Werbefotos überall entgegenlächeln, entsteht irgendwann ganz von selbst der Eindruck, dass es sich um die Besten der Besten handeln müsse. Viele Plattenläden machen auch gar keinen Versuch, gegenzusteuern: Genauso, wie einzelne Sänger von den Firmen herausgepickt und plötzlich zum Star gehypt werden, so finden sich ihre CDs, Poster und DVDs in den Sonderregalen. Suggeriert wird: Wer in Sachen PR andere schlägt, der schlägt sie auch in ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die verengende Transposition von Goethes epochalem Briefroman aus dem Jahr 1774 in das schlichte Handlungsschema einer «Literaturoper» eröffnete der Musik neue Weite: Räume der Seele und gewiss auch des Körperlichen in üppiger Fin-de-Siècle-Pracht. Neben der Fassung mit einem Tenor in der Titelpartie sah Massenet in einer weiteren Version einen Bariton als...
Man kann sich nur ausmalen, welche Überwindung es Mary Ann McCormick gekostet haben mag, Stephan Mannteuffels Scheußlichkeit von Kleid zu tragen. Es soll ja vorkommen, dass Teenies solche blassen Tuchkonstruktionen für sexy halten – aber eine doch schon reifere Carmen? Ausgeschlossen! Trotzdem schlängelt die Sängerin solchermaßen eingewickelt in Lillas Pastias...
Wenn große Opernhäuser sich der Operette widmen, darf man Besonderes erwarten. Denn der Einsatz vokaler und orchestraler Veredelungsmittel impliziert zugleich den Anspruch, den Stücken einen Erkenntnisgewinn über den puren Unterhaltungswert hinaus abzuverlangen. An der Dresdner Semperoper war das zuletzt mit Emmerich Kalmans von Peter Konwitschny in die...