Du Schaf Gottes

Weimar, Verdi: Luisa Miller

Opernwelt - Logo

Wo des Allmächtigen Einfluss beständig spürbar, wo der Mensch selbst samt ­seiner Ideale an diesen gekoppelt ist wie ein Schaf an seinen (guten?) Hirten, wo also gleichsam göttliches Licht gen Erden strahlt, damit es hell werde in den Seelen der Menschen – da wirkt ein mit winzigen Lichtschlitzen ausgestatteter Kirchenraum, der zugleich ein ausfluchtsloser Ort ist, für alle Personen der Oper, und seien sie noch so gottlose Geschöpfe, durchaus plausibel.

Bärbl Hohmann hat diesen Raum ersonnen und für Karsten Wiegands Inszenierung von Verdis «Luisa Miller» auf die Bühne des Nationaltheaters Weimar gewuchtet.
Ein Viereck aus hellem Holz. Die Kirchenbänke stehen in Reih und Glied davor, meist ungenutzt. Beinahe wie ein Bunker mutet dieses Geviert an, abseits der sich verändernden Welt, nicht von dieser einzunehmen. Allein, wer dies glaubt, der irrt gewaltig. Denn wie sich später, als alle Schlachten der Liebe erfolglos geschlagen sind, herausstellt, fußt die göttliche Burg nicht auf festem Boden, sondern gerät genau in dem Augenblick aus dem Gleichgewicht, in dem die falschen (physika­lischen) Kräfte walten. Oder Gottes Zorn. Oder beides. So ganz genau weiß man es nicht. Zu vage nämlich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2007
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Jürgen Otten

Vergriffen
Weitere Beiträge
Verniedlicht

Mit der vor zwei Jahrzehnten verwegenen These, dass Händel wie Monteverdi, Mozart und Verdi zum Kreis der herausragenden Opernkomponisten gehöre, begann Winton Dean seine Studie über Händels Opern. Sie fand ihre Bestätigung durch Dutzende Aufnahmen, die von William Christie, Alan Curtis, René Jacobs und Nicolas McGegan vorgelegt wurden. Dem Vertrauen in die Musik...

Reif für die Insel

Zwei Leitern, zwei Stege, zwei Bodengitter, drei Hohlwände und ein paar Klappen – mehr bedarf es nicht, um eine Büh­nenschlacht zu evozieren. Und für mehr ist im kleinen Rokoko-Theater des Neuen Palais zu Potsdam Sanssouci ohnehin kein Platz. Der Schicksalskampf zwischen dem mythischen Britenkönig Arthur und dem sächsischen Heidenherrscher Oswald, von dem Arthur...

Mafiosi in der Tiefgarage

Aha, denkt der MTV-versierte Zuseher sich zu Beginn: «Alles im Arsch». An den Videoclip zu diesem Song von Jan Delay und Udo Lindenberg erinnert, was sich da beim «Trovatore» auf der neuen Bühne des Slowakischen Nationaltheaters tut: Mafiosi konspirieren in einer Tief­garage, und ihr Anführer (Schlapphut, Sonnenbrille, lange Haare) scheint Udo, dem Paten aller...