Dringlich, durchfühlt, klangsatt

Vier und fünf letzte Lieder von Strauss mit Anja Harteros und Anna Netrebko

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Gewünscht hat sich Richard Strauss für die Uraufführung seiner «Vier letzten Lieder» die Sopranistin Kirsten Flagstad. Er wird an deren Glanzzeit gedacht haben. Als die Lieder in London uraufgeführt wurden, war Strauss tot und die Flagstad längst über ihrem Zenit. In Berlin musste sie, wenig später, sogar das erste, höchste weglassen. Plattenaufnahmen von Elisabeth Schwarzkopf und Lisa Della Casa markierten dann für fast ein halbes Jahrhundert, wie diese Stücke vermeintlich zu klingen hatten. Inzwischen hat sich viel geändert.

Soprane des sogenannten «leichteren» Fachs machten und machen sich die «Vier letzten Lieder» zu eigen, singen sie auch mit Klavierbegleitung. Bariton-Stimmen haben sie ebenfalls gesungen (und eingespielt). Freilich steht außer Frage, dass Strauss für eine ausgereifte, agile aber auch füllige, hohe, dem Orchester wie den üppigen harmonischen Schattierungen gewachsene Frauenstimme geschrieben hat. Zwei solcher Stimmen haben die «Vier letzten Lieder» jetzt aufgenommen. Es sind, um es vorweg zu sagen, zwei gute, ja herausragende Aufnahmen – gelungener als das allermeiste, was es von den «Vier letzten Liedern» gibt.

Anja Harteros sang im Juni 2014 in der Semperoper ...

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Opernwelt März 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 29
von Stephan Mösch

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