Disput der Gefühle

Eine verdienstvolle Wiederentdeckung: Giacomo Meyerbeers italienischer Erstling «Romilda e Costanza» live aus Wildbad

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Es gibt einen Meyerbeer vor Meyerbeer. Ehe der Berliner Bankiersspross 1831 in Paris mit «Robert le Diable» ins Metropolen-Rampenlicht trat und danach mit «Les Huguenots», «Le prophète» und «Vasco da Gama» bahnbrechende Grands Opéras schrieb, entstanden zwischen 1817 und 1824 in Italien Werke, die sich erkennbar der dortigen Operntradition verschrieben und doch nach eigenständigen Wegen vor allem aus dem Schatten Rossinis suchten.

Dass nun auch für ein breites Publikum auf Initiative des Festivals «Rossini in Wildbad» Meyerbeers italienischer, 1817 in Padua uraufgeführter Erstling «Romilda e Costanza» publik wird, ist per se schon eine verdienstvolle Tat.  

Dank finanzieller Unabhängigkeit konnte sich der 26-jährige, zu blühenden Zitronen strebende Meyerbeer ein unabhängiges künstlerisches Projekt leisten, Stoff, Libretto, ja selbst die Produktionsbedingungen nach eigenem Gutdünken auswählen. Und so ist schon die Story von Gaetano Rossi eine individuelle Versuchsanordnung. Zwei liebende Frauen – Romilda und Costanza, Erstere als Page Adelio verkleidet, – ringen um die Rettung eines durch Bruderzwist in Gefangenschaft geratenen Helden (Teobaldo) und erweitern so das ...

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Opernwelt März 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 35
von Karl Harb

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