Die Sperrmüll-Metapher
Da sind sie wieder, all die Bekannten aus dem Regietheater der Gegenwart: ein Einkaufswagen, ein paar Bierkästen, ein Gitterzaun, die Filmkamera – natürlich mit Simultanübertragung. Irgendwann ist Sperrmüllsammlung, könnte der weniger erfahrene Theatergänger mutmaßen, dann nämlich, wenn die Akteure das gesamte Gerümpel auf einen großen Haufen schmeißen. Dabei ist der Müllberg nur Insignium der Katastrophe in einer Tragödie, steht als Metapher für eine Gruppe, mit der die Gesellschaft – die amerikanische Gesellschaft – nichts mehr anfangen kann: die Indianer.
Hans Zender, der siebzig Jahre junge Dirigent und Komponist, hat sich mit dieser Problematik in seinem jüngsten Musiktheater um den Häuptling der Nez Percé «Chief Joseph» auseinandergesetzt; die Uraufführung an der Berliner Staatsoper im vergangenen Jahr hatte vor allem wegen der Inszenierung des Hausherrn Peter Mussbach für ein zwiespältiges Echo gesorgt. In diesem Stück stecke mehr Potenzial, meinte man am Theater Heidelberg, das unter der Intendanz Peter Spuhlers sein Augenmerk verstärkt Werken schenkt, die nach der Uraufführung eben nicht gleich in der Versenkung verschwinden sollen. Gehört Zenders Opus dazu?
Natürlich ...
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