Die Nibelungen an einem Abend

Das Theater Erfurt macht sich für Ernest Reyers «Sigurd» stark – mit der jungen Musikdirektorin Joana Mallwitz, dem Regie führenden Intendanten Guy Montavon und einem starken Ensemble

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Wenn Opernkenner sich in den Pausen langer Wagner-Aufführungen unterhielten, kamen sie bisweilen auf ­Ernest Reyer zu sprechen. Der habe es nämlich gewagt, die Nibelungen-Sage ebenfalls zu vertonen. 1884, acht Jahre nach Wagners «Ring», sei das Werk in Brüssel uraufgeführt worden und in Frankreich bis zum Zweiten Weltkrieg recht erfolgreich gewesen, danach aber nur noch einmal in Montpellier sowie ein zweites Mal in Reyers Geburtsstadt Marseille neu einstudiert worden. Dann ertönte der Pausengong – und man ließ es dabei bewenden.



Erst jetzt hat sich mit dem Theater Erfurt erstmals ein deutsches Opernhaus an eine szenische Aufführung des Werks gewagt. Und dabei gleich ein paar Fakten zurechtgerückt. Ernest Reyer (1823-1909), im Hauptberuf ein einflussreicher Musikkritiker, bewunderte Wagner zwar. Mit der Arbeit an seiner eigenen Nibelungen-Oper begann er jedoch schon 1862 – unabhängig vom «Ring». Auch Reyers Interesse am Stoff ging wohl nicht auf Wagner zurück, war vielmehr von den zeitgleich aufkommenden französischen Übersetzungen altnordischer Dichtungen inspiriert. Außerdem interessierte Reyer sich für die Sage von Sigurd (wie Siegfried in manchen Quellen heißt) auch wegen der ...

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Opernwelt März 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Carsten Niemann

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