Die goldene Mitte
Eines haben viele Ausgrabungen fernab des Repertoires gemeinsam: Bei aller Freude über bislang selten gehörte Werke ist man schnell mit der Begründung bei der Hand, warum sich diese oder jene Oper doch nicht auf den Spielplänen gehalten hat.
Auch bei den zahlreichen Werken, die Saverio Mercadante (1795-1870) vertonte, urteilt man schnell: Nicht nur zeitlich lag er genau zwischen Rossini und Verdi, sondern auch stilistisch hängt er zwischen den beiden Polen – also nur ein Lückenbüßer? Nach seiner Oper «Il giuramento» von 1837 zu urteilen, die jetzt in Gießen nach fünfundzwanzig Jahren Pause wieder in einem Theater zu sehen ist, fand Mercadante mit den Opern seiner Blütezeit eher eine goldene Mitte: Hinreißender Melos wie in den schönsten Eingebungen Bellinis und Donizettis, aber auch schon eine formale Strenge – wie der Verzicht auf die zuvor obligatorische Cabaletta für die meisten Arien – machen aus seinem «Schwur» einen aufregenden Theaterabend für heutige Zuhörer. Dass das Stück nicht häufiger zu sehen ist, könnte trotzdem zwei gute Gründe haben: Nach derselben Stoffvorlage, dem Drama «Angelo, Tyran de Padua» von Victor Hugo, entstand Ponchiellis ungleich erfolgreichere Oper ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Für Kent Nagano, den Japaner aus Kalifornien, bedeutet die Hochschätzung der kulturellen Tradition Münchens, des Musik- und Opernerbes, kein wohlfeiles Kompliment an den neuen Wirkungsort, sondern eine künstlerische Notwendigkeit, zu der er sich jüngst euphorisch bekannte. Und dennoch hat Nagano für seine Einstandspremiere an der Bayerischen Staatsoper, was die...
Das Trojanische Pferd blieb draußen vor der Tür: eine sechs Meter hohe Sehenswürdigkeit. Was drinnen, im Straßburger Haus der Opéra national du Rhin, über den Schienenstrang auf Hermann Feuchters Bühne herankurvte, war ein trojanischer Panzer mit gewaltiger Kanone. «Les Troyens», das Gipfelwerk des von der elsässischen Drei-Städte-Oper neuerdings ganz speziell...
Venedigs Musikgeschichte betört durch ihre Fülle und ihre Kontraste. Die Mehrchörigkeit in San Marco ist ein Anfang. Die barocke Oper ein anderes Kapitel. Wagner und Verdi verband viel mit der Serenissma. Später ging es Igor Strawinsky und Luigi Nono nicht anders. In den letzten Wochen lockte das Teatro Malibran mit Premieren der Opernpioniere Cavalli und Galuppi....