Dichterliebe
Das Glück ist eine zarte Pflanze. Fragil ist es, stetig in Gefahr, geknickt zu werden und denjenigen, der es gerade noch in Händen zu halten glaubte, in die Verzweiflung zu treiben. Und wenn einer weiß, wie sich das anfühlt (und wie man davon in leidenschaftlichsten Tönen singt), dann ist es Jaufré Rudel, jener sagenhafte Troubadour, dem die Frauen hundertfach zu Füßen lagen, weil sie seinen orpheischen Gesängen verfallen waren, der nun aber fühlt, wie sich eine tiefe, unergründliche Melancholie seiner Seele bemächtigt.
«Vom Glück zu sprechen, habe ich gelernt, glücklich zu sein, aber habe ich nicht gelernt.»
Kaija Saariahos magisches Musiktheater «L’amour de loin», ihr erstes Werk der Gattung, das seine Uraufführung im Jahr 2000 bei den Salzburger Festspielen in Peter Sellars’ poetisch verdichteter Inszenierung erlebte, beschreibt diesen Zustand des Unglücks (und den Versuch, ihn irgendwie zu überwinden) mehr als zwei Stunden lang mit Klängen, die sich tief ins Innere einbrennen. Von dieser Musik geht, zumal wenn sie so wunderbar differenziert, so farbintensiv, so sinnlich gestaltet wird wie vom Gürzenich-Orchester Köln unter der Leitung von Constantin Trinks, ein nachgerade ...
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Opernwelt Dezember 2021
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Jürgen Otten
JUBILARE
Eric Halfvarson debütierte 1973 als Basilio in Rossinis «Il barbiere di Siviglia» im Rahmen der Lake George Opera Tour (der heutigen Opera Saratoga). Von da aus führte ihn sein Weg zunächst ans – von ihm mitbegründete – Opernstudio der Houston Grand Opera, auf deren Bühne der Bass bereits in kleineren Partien auf sich aufmerksam machte. In den...
arte
05.12. – 17:40 Uhr
Concerto per Milano
Es ist eine Institution: Jeden Sommer wird das «Concerto per Milano» auf dem Platz vor der prächtigen Kulisse des Mailänder Doms aufgeführt – bei freiem Eintritt. Die Filarmonica della Scala di Milano unter Chefdirigent Riccardo Chailly spielt Tschaikowskys «Capriccio italien» op. 45 und die erste Suite aus dem Ballett...
Ruggero Leoncavallos «Pagliacci» – hierzulande besser bekannt als «Der Bajazzo» – ist im Grunde ein Stück Meta-Verismo, nein: fast schon zitatreiche Postmoderne (nur mit Authentizitätsfeeling). Da sich der Verismo um 1900 per se anschickte, glaubhaftere Stoffe von der Straße zu erzählen, darf der unförmige Tonio im «Pagliacci»-Prolog sogleich herrlich pathetisch...
