Diana im Dschungelcamp
Von Zeit zu Zeit, und wenn der Lauf der Dinge wieder mal nicht so ist, wie er sein sollte, denkt der geschichtsbewusste Österreicher an den guten alten Kaiser Ferdinand I. mit dem Beinamen «der Gütige». Wobei Letzterer sich weniger auf des Regenten Wohltätigkeit als auf seine limitierten intellektuellen Fähigkeiten bezog. So soll er, mit der 1848er-Revolution der Studenten und Arbeiter konfrontiert, gefragt haben: «Ja, derfn s’ denn des?» (für Leser nördlich der Mainlinie: Dürfen die denn das?).
Dem einen oder anderen Besucher der diesjährigen November-Premiere im Theater an der Wien mag diese Frage ebenfalls auf den Lippen gelegen sein, da die holländische Regisseurin (und, dreimal schwarzer Kater, Meisterschülerin Peter Konwitschnys) Lotte de Beer Georges Bizets bittersüße Oper «Les Pêcheurs de perles» auf ihre heutige Aktualität befragte. Doch o Wunder, die Antworten, die sie fand, wurden dann von allen Lagern mehr oder weniger akzeptiert. Erstaunlicherweise selbst von jenen Leuten, die Oper gern ohne intellektuelle Belastungen wie eine TV-Schmonzette konsumieren würden.
Dies vielleicht auch deshalb, weil man das aufs Jetzt hin frisierte Regiekonzept nicht als Kritik an heutigen ...
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Opernwelt Januar 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Gerhard Persché
Verkannt, versucht, für gut befunden
Üblicherweise streicht Gluck das Lob für die Opernreform im 18. Jahrhundert ein. Dabei war er nicht der Einzige, ja nicht einmal der Erste. Was trug zum Beispiel der Italiener Niccolò Jommelli dazu bei? Sergio Morabito hat im Vorfeld der Stuttgarter Neuproduktion von «Berenike» nachgeforscht.
Vagabunden
Das Staatstheater am...
Wer alles auf eine Karte setzt, handelt meist aus purer Verzweiflung. Dass die Sache mit dem Trumpf, der mit einem Stich alle Probleme löst, meist schiefgeht, ist keine grundstürzend neue Erkenntnis. Und doch scheint die Hoffnung auf den einen großen Befreiungsschlag unwiderstehlich. Sie gedeiht besonders gut, wenn einem die Schwierigkeiten über den Kopf zu wachsen...
Wir befinden uns im Kaufhaus «Sarastro’s», dessen Firmenlogo mit dem großen S ganz zufällig dem Dollarzeichen gleicht. Hoch oben im zehnten Stockwerk residiert der geheimnisvolle Boss, umringt von seinen Logenbrüdern mit Kapitalistenzylindern auf dem Kopf. Und unten im Keller rumort zwischen allerlei Gerümpel die Königin der Nacht. Die szenische Klammer bildet der...
