Der Pionier
Seine erste wichtige Musiktheater-Uraufführung an der Komischen Oper war eine dramatische Liebesgeschichte aus den Zeiten des russischen Bürgerkriegs 1919: Auf der einen Seite steht die Rotarmistin Marjutka, auf der anderen der Gardeleutnant Goworucha-Otrok von der Weißen Garde. Sie lieben sich, doch am Ende wird die fanatische Kommunistin ihre Gefühle überwinden und den entscheidenden, titelgebenden «Letzten Schuss» abfeuern.
Das Libretto nach der Novelle von Boris Lawrenjow schrieb Siegfried Matthus 1967 gemeinsam mit Götz Friedrich, der das Stück dann auch inszenierte.
So plakativ die Handlung die Vorgaben der DDR-Kulturpolitik der Zeit zu erfüllen suchte, so innovativ war die Partitur. Denn der 30-jährige Komponist doppelte die Protagonisten durch «Gedankenstimmen», die aussprechen, was in der Realität verschwiegen werden muss. Chor und Orchester sind räumlich aufgeteilt, es gibt Anleihen an Pantomime und Film, ja sogar an die Zwölftonmusik. Mit dieser Oper begründet der 1934 als Sohn einer Bauernfamilie geborene Komponist seinen Ruf als prägende Persönlichkeit des ostdeutschen Musiklebens. Matthus, der unter anderem bei Hanns Eisler studiert hat, schreibt schnell und bedient ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Frederik Hanssen
Drogenabhängig waren sie alle drei. Doch nicht der Rausch bacchantischer Verzückung war es, nach dem Karl Marx, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche trachteten. Der Grund dafür, dass sie zeitlebens, in unterschiedlicher Dosierung, dem Opium zuneigten, war um einiges prosaischer: Es linderte schlichtweg ihre zum Teil extrem schmerzhaften körperlichen Leiden. Und...
Der Komponist und der Diktator starben just am selben Tag, dem 5. März 1953. Es erscheint als fiese Ironie des Schicksals, dass Josef Stalin mit seinem finalen Abgang von der Weltbühne Sergej Prokofjew gleichsam die Show stahl. Denn die angeordnete Staatstrauer um den Tod des Massenmörders ließ die Nachricht vom Hinscheiden des freiwillig in die Heimat...
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