Apropos... Gegensätze
Ihr Terminkalender ist wieder ganz schön voll: Bernhard Langs «Der Hetzer» in Dortmund, Carl Orffs «Carmina Burana», Philip Glass’ «Einstein on the Beach» – da kommt einiges an musikalischen und inhaltlichen Gegensätzen auf Sie zu. Wie halten Sie das aus?
Diese Spielzeit ist geprägt von so vielen unterschiedlichen Stücken, dass wirklich jeder Tag anders ist.
Aber auch während einer Probe muss ich manchmal einen inneren Schalter umlegen: Momentan probe ich in Basel das Stück «Die Mühle von Saint Pain», wo ich eine Mozart-Arie singe und direkt danach ein Volkslied auf Isländisch. Gegensätzlicher könnte es meiner Meinung nach nicht sein, und das ist mitunter anspruchsvoll für die Stimme. Doch diese ganzen Unterschiedlichkeiten gefallen mir sehr und eröffnen neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks.
Welche war die gegensatzreichste Rolle, die Sie in den letzten Jahren verkörpert haben?
Letztes Jahr, der Engel in Messiaens «Saint François d’Assise»! Zunächst war ich die einzige Frau auf der Bühne zwischen acht Männern, und dann hat Benedikt von Peter diesen heiligen Stoff in seiner Inszenierung in etwas völlig Alltägliches umgewandelt: Alle waren obdachlos, und ich auch – ich ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Hannah Schmidt
Zum Saisonstart herrscht im öffentlichen Leben Amsterdams, obwohl die Touristenmassen der Vor-Pandemie-Zeit (zum Glück) noch nicht zurückgekehrt sind, weitgehend Normalität. Restaurants und Kneipen, Blumenmarkt und die einladenden Plätze der Grachtenstadt sind trotzdem gut gefüllt, während die Kulturinstitutionen sich nach wie vor vergleichsweise strengen...
Die Parolen eines sich weltgeistig-revolutionär gerierenden Polit-Messianismus haben ihre Strahlkraft schon lange verloren. So dicht liegt die Patina der aus katastrophischer Erfahrung erwachsenen Desillusionierung auf den einst mit großen Hoffnungen geladenen Losungen, dass ihre Wirksamkeit heute gegen null tendiert. Und so tief in die Schutthalden der Geschichte...
Ein Mann schlurft im graublauen Arbeitskittel auf die Bühne und stutzt angesichts des offenbar unerwarteten Publikums. Die Szene kennt man so ähnlich aus dem Theaterkabarettstück «Die Sternstunde des Josef Bieder», bei dem ein Requisiteur ungewollt zum Entertainer wird. Aber im Programmheft steht ausdrücklich: «Wenig Text in deutscher und englischer Sprache.» Und...