Der geweitete Blick
Als im Jahr 1960 die erste Ausgabe der OPERNWELT erschien, war die erste große Auseinandersetzung der Kritik mit dem Musiktheater der Nachkriegszeit bereits Geschichte: Wieland Wagner hatte 1951 zur Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele mit seiner «Ring»-Inszenierung und vor allem mit seinem «Parsifal» die bis dahin gültigen Sehgewohnheiten des Opernpublikums gründlich aufgemischt und unter den Kritikern Stürme der Begeisterung wie der bedingungslosen Ablehnung entfacht.
Die Entrümpelung der Bühne, die Verwandlung der Sänger in Singschauspieler, die Rückbesinnung auf das Theater der Antike – all diese grundlegenden, umstürzlerischen Gedanken sollten das Musiktheater nach dem Krieg für Jahrzehnte prägen und in der kritischen Auseinandersetzung vielfach widergespiegelt werden. Wobei die OPERNWELT weitgehend für die Position «Pro-Wieland» stand und damit die aus heutiger Sicht fortschrittliche Seite der Diskus -sion vertrat. Abzulesen beispielsweise am Grundsatzartikel des damaligen Chefredakteurs Hans Otto Spingel «Das Jahr der Oper» im Jahrbuch 1966, in dem er Wieland Wagner zu den Regisseuren zählt, die «bei aller Distanz, die man im Detail zu ihnen wahren mag, insgesamt ...
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Opernwelt Jahrbuch 2025
Rubrik: 65 Jahre Opernwelt, Seite 138
von Gerhart Asche
Silvia Adler
DARMSTADT
Opernwelt
1. Die Oper Frankfurt
2. Nicholas Brownlee; Jana Baumeister; Alyona Rostovskaya
3. Nadja Loschky mit ihrer Inszenierung von Alban Bergs «Lulu» an der Oper Frankfurt, die kompromisslos in menschliche Abgründe leuchtet und gleichzeitig Bilder von irisierender Schönheit hervorbringt
4. Thomas Guggeis, insbesondere für Alban Bergs...
Immer wieder stellt sich die Frage, wann und wo man am liebsten gelebt hätte. Die klassische «Rückwärts-Utopie» ist die Folge: natürlich in der Vergangenheit – im alten Athen oder antiken Rom, im heilen Mittelalter, im prächtigen Rokoko oder in der heimeligen Romantik. Geschichte verheißt Schutz vor den Krisen der Gegenwart. Schon in die jüngere Vergangenheit zieht...
Frau Silja, Sie haben im April Ihren 85. Geburtstag gefeiert. Sind sie eine lebende Legende?
Nein, als solche empfinde ich mich keineswegs. Und lebende Legenden gibt es ohnehin nicht, nur mausetote.
Was sind Sie dann?
Ich bin einfach nur eine Sängerin mit langjährigen Erfahrungen.
Das klingt sehr bescheiden ...
Ich halte mich diesbezüglich an den im April...