Der gelenkte Blick
Ein Montagmorgen um zehn Uhr. Vor dem Künstlereingang der Oper an Covent Garden herrscht geschäftiges Treiben. Der imposante Bau summt wie ein Bienenstock, hinter der Bühne herrscht nüchterne Funktionalität, alles wirkt ein bisschen abgewetzt. Nichts ist hier zu ahnen von der samtroten, goldverzierten Gediegenheit des Zuschauerraums und der Foyers, in denen das Publikum am Vorabend die Londoner Premiere von Tschaikowskys «Pique Dame» stürmisch gefeiert hat.
Regisseur Stefan Herheim, eines der Zugpferde des internationalen Musiktheaterbetriebs, deutet die Schauergeschichte konsequent aus der Sicht des Komponisten. Ein für das eher gesetzte Publikum in der englischen Hauptstadt gewagter Coup. Aber die Produktion kommt gut an. Auch weil die Zuschauer prachtvolle Totalen mit eleganten, opulenten historischen Kostümen zu sehen bekommen und eine erlesene Sängerschar unter der furiosen Stabführung des Musikchefs Antonio Pappano zu großer Form aufläuft. Herheims analytische Deutung in sinnlichen Bildern scheint also wie gemacht fürs Kino, die süffige Optik wie geschaffen für ein Medium, das mit Kargheit wenig anzufangen weiß. Allerdings geht nicht gleich die Premiere via Satellit in die ...
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Opernwelt März 2019
Rubrik: Reportage, Seite 50
von Regine Müller
Im Foyer hängen Girlanden schimmernder Metallornamente von der Decke. Was sich da kokett in jedem Luftzug dreht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Mobile des Tragischen: Man entdeckt Pistolen, gefrorene Tränen, Schusswunden. Nick Caves Installation «Until», 2016 bei Koproduktionspartner Massachussets Museum of Contemporary Art herausgekommen, ist als Denkmal...
Manche Bilder, so sehr man sich darum bemüht, wollen nicht aus dem Kopf. Zum Beispiel jene bizarr-absurde Pointe am Ende von Lothar-Günther Buchheims Filmklassiker «Das Boot». Zwischen Skylla und Charybdis, unter unerhörtem physischen wie psychischen Druck, hat sich das deutsche U-Boot hindurchgeschlängelt, ist in den vermeintlich sicheren Hafen gelangt. Der...
Zum Glück besitzt Rolando Villazón viele Talente. Seit er sich als Sänger immer mehr zurückziehen muss, lebt er diese umso stärker aus: Regisseur, Autor, Fernsehmoderator, Rollenmodell und Mozart-Botschafter. In Salzburg fügt er seinem Portfolio nun für fünf Jahre die Intendanz der seit 1956 jährlich rund um des Komponisten Geburtstag stattfindenden Mozartwoche...
