Denkt ins Offene, Freunde!

Jörg Friedrich skizziert seine Vorstellungen von einer Theaterarchitektur für das 21. Jahrhundert: in den Stadtraum hineinreichend, flexibel nutzbar, kostengünstig gestaltet

Herr Friedrich, Ihr Entwurf für die Erweiterung des Theaterhauses Stuttgart nimmt sich geradezu bescheiden aus. 2018 hat Ihr Büro die Machbarkeitsstudie für die Sanierung der Städtischen Bühnen in Frankfurt vorgelegt und einen Bedarf von 900 Millionen Euro ermittelt. Ein Neubau wäre wohl sehr viel preiswerter. Sie bemängeln immer wieder die Explosion der Baukosten.

In der Tat. Mit dieser Studie haben wir in Frankfurt eine Welle ausgelöst, die bis nach Stuttgart, Düsseldorf, Zürich und Berlin schwappte.

Wir waren von der Stadt aufgefordert, die Sanierung des Baubestands der Städtischen Bühnen zu evaluieren. Genau das haben wir gemacht, dabei allerdings die Wünsche der Stadt und der Theaterleute mit eingepreist. Es ging noch gar nicht um die architektonische Gestalt des Ganzen. Manchen Politikern war gar nicht klar, dass nur die Wiederherstellung, Ertüchtigung und technische Modernisierung  der Frankfurter Doppelanlage aus den 1960er-Jahren knapp eine Milliarde Euro kosten würde. Und von außen wäre davon nichts zu erkennen. Hier stellt sich natürlich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit solcher Bauten: Wollen wir mit gewaltigem Aufwand ein veraltetes Theatermodell konservieren oder ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2020
Rubrik: Thema: Theatersanierung, Seite 45
von Karin Winkelsesser

Weitere Beiträge
Bach. Irgendwo, irgendwann

Vom Bahnhof biegt mit anmutigem Abwärtsschwung eine Ladenzeile ab, Kirschbäume blühen vor viktorianischen Reihenhäusern. Queens Park, zehn U-Bahn-Minuten von der Innenstadt, atmet Kleinstadtfrieden. Aber auch London ist, Covid-bedingt, langsam dicht. Der Gourmet-Coffeeshop, wo ich Pavel Kolesnikov treffen soll, brüht nurmehr to go. Eine Bäckerei hat noch Tische...

Vielfachsprünge

Hört man das Recital von Samuel Mariño, dem jungen Sopranisten aus Venezuela, mag einem der Eiskunstlauf in den Sinn kommen: die glitzernde Showfläche, die geschliffenen Kufen, die von den Schlittschuhen virtuos in Eis gezeichneten präzisen Kurven und Schnörkel. Apropos: Der Russe Ilja Klimkin war 1999 der Erste seiner Zunft, der zwei Vierfach-Sprünge...

Steile Lernkurve

Daten sind wichtig in diesen Tagen, weil sie Kontext liefern in einer sich rasant verändernden Lage. Ende Mai diskutiert Österreich das Klein-Klein von Hygiene-Regeln für Live-Chorproben, die Schweiz will Veranstaltungen mit 300 Personen wieder zulassen, auch in Deutschland, wo man mit föderalem Regelsalat hadert, kommen Musiker wieder zusammen. In London bleiben...