Die große Simulation
Natürlich hat Goethes Theaterdirektor recht: «Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen. Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen, und jeder geht zufrieden aus dem Haus.» In diesen unerfreulichen Zeiten hätte man freilich auch Lust, der Hochsprache des Dichterfürsten den phonetischen Kiezjargon Bora Dagtekins entgegenzusetzen: «Fack ju Göhte.» Denn online vermittelte Konserven beispielsweise vermögen ultimative Zufriedenheit nicht zu erregen; das unmittelbare Feedback fehlt einfach.
Selbst live wirkt ein Konzert im TV letztlich doch wie ein gemaltes Dinner – speziell mit Künstlern in Sicherheitsdistanz und vor leeren Reihen.
Zugleich ist bitter nötig, aus dieser schlimmen Lähmung, von der keiner weiß, wie lange sie dauern wird, rauszukommen. Auch wenn solche Versuche nur in Maßen begeistern, eher geisterhaft erscheinen. Wie etwa dieses Live-Event «Spielen für Österreich» der Wiener Staatsoper und des Österreichischen Fernsehens aus dem zuschauerlosen Radiokulturhaus Wien. Wirklich befriedigt dürfte nach dieser Veranstaltung allenfalls Alexander Wrabetz, Generaldirektor des ORF, gewesen sein, der auf 210 000 Zuschauer verweisen ...
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Opernwelt Juli 2020
Rubrik: Zwischenruf, Seite 57
von Gerhard Persché
Herr Ott, Ihr Familienname klingt deutsch ...
Ich stamme aus Pennsylvania. Dort leben viele Einwanderer aus Deutschland und deren Nachkommen. Meine Vorfahren sind aus dem schwäbischen Raum nach Amerika ausgewandert. Aber das ist jetzt sechs Generationen her.
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Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen. Als...
Es gebe, schreibt Maurice Maeterlinck einmal, «eine alltägliche Tragik, die viel wahrer und tiefer ist und unserem wahren Wesen weit mehr entspricht, als die Tragik der großen Abenteuer. Sie ist leicht zu empfinden, aber schwer darzustellen». Gabriel Fauré fand für diese Tragik des Alltags, für die Erschütterungen im äußeren Gleichmaß des Lebens, den unhörbaren...
JUBILARE
Helen Donath absolvierte ihre Gesangsausbildung in ihrer Heimat Texas und in New York, wo sie ab 1958 zunächst als Konzertsolistin auftrat. Drei Jahre später folgte ihr Europadebüt als Mitglied des Opernstudios an der Oper Köln als Wellgunde in Wagners «Rheingold» unter Wolfgang Sawallisch und in der Regie von Wieland Wagner. Die Staatsoper Hannover, wo...
