Das ist ja nicht wie bei «scrambled eggs»...
Herr Schade, hinter Ihnen liegt quasi eine Phase konzentrierten Herrschertums im Geiste Mozarts: Im vergangenen halben Jahr haben Sie als Lucio Silla, Idomeneo und Titus auf der Bühne gestanden. Was verbindet diese Figuren, was trennt sie?
Alle drei verbindet ein ganz großer innerer Schmerz. Titus ist ein Herrscher, der eigentlich nicht regieren will und der dadurch, dass er allen vergibt, aber eigentlich nicht richtig zuhört, ein Vakuum von Macht kreiert.
Lucio Silla ist auch ein Leidender, aber zugleich ein in sich selbst verliebter großer Herrscher, dessen Wahn dadurch entsteht, dass er alles beherrschen kann, nur die Liebe nicht. Idomeneos Problem ist ein Urtyp der Literatur- und Religionsgeschichte, der Vater, der den Sohn opfern muss, eine Abraham-Isaak-Geschichte. Es ist die vielleicht persönlichste der drei Opern, geprägt durch Mozarts Beziehung zu seinem Vater; er hat sie ja auch sehr geliebt.
Adorno hat das Genre Oper schon Ende der 1950er Jahre für passé erklärt und immer wieder darauf hingewiesen, dass heute dem Individuum jene Bedeutung, die es in der Oper noch hat, nicht mehr zukommt.
Das sehe ich nicht so. Auch in Zeiten vermeintlicher subjektiver Ohnmacht fühlt jeder ...
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Ein kulinarischer, gleichwohl intellektuell aufs Feinste ausgeklügelter Opernabend: Philipp Himmelmann präsentiert «La finta giardiniera» als ein turbulentes Verwirrspiel im Irrgarten der Liebe. Als Bühnenbild hat Hermann Feuchter ihm ein hochgestelltes, um 90 Grad gekipptes goldgrundiges Labyrinth gebaut, in dem die (von Gesine Völlm in bildschöne Rokokokostüme...
Charpentiers «Louise», anno 1900 an der Pariser Opéra-comique uraufgeführt und in den folgenden Jahrzehnten rund tausendmal auf dem Spielplan des Theaters, konnte ihren Erfolg, wie manch andere Werke, nicht auf Dauer konservieren. Selbst in Frankreich hielt sich die Zahl der Neuinszenierungen in Grenzen, allerdings wuchs in der jüngeren Vergangenheit das Interesse...
Seit der Wiener Uraufführung 1919 ist «Die Frau ohne Schatten» ein Schmerzenskind des Musiktheaters. Von seinen beiden Autoren maßlos selbstvermessen als «gemeinsames Hauptwerk» geplant, musste das Stück fast zwangsläufig an seiner eigenen Hypertrophie, dem literarisch überfrachteten Libretto von Hofmannsthal und der sinfonisch-illustrativen Musik von Strauss,...