Das ewige Problemkind
Es ist ein Kreuz mit schlechten Libretti. Sie können ganze Opern, aller musikalischen Qualitäten ungeachtet, in die Vergessenheit stoßen, und können umgekehrt – ihrer mäßigen, um nicht zu sagen schlechten literarischen und stofflichen Verarbeitung zum Trotz – manchen Meisterwerken einfach nichts anhaben. Das Textbuch zu Verdis «Trovatore» ist gewiss der letzteren Kategorie zuzurechnen, Puccinis «Edgar» der erstgenannten.
Als literarische Vorlage für Puccinis zweite Oper diente Alfred de Mussets tragisch-dramatisches Poem «La coupe et les lèvres», 1832 erstmals veröffentlicht in der Sammlung «Un spectacle dans un fauteuil». Librettist Ferdinando Fontana, der bereits das Textbuch zu Puccinis Bühnen-Erstling «Le Villi» verfasst hatte, musste nicht nur Mussets ausbordende Handlung operngerecht minimieren, sondern verlegte auch den Schauplatz des Geschehens in ein flandrisches Dorf nahe der heute belgischen Stadt Kortrijk, wo im Jahr 1302 die Flamen der französischen Armee eine jähe Niederlage zufügten. Es ist die merkwürdig krude Geschichte um Edgar, der zwischen zwei Frauen Fidelia und Tigrana steht, in besagte Schlacht zieht und als vermeintlich Toter zurückkehrt. Doch bei ...
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