«Das Chaos ist aufgebraucht. Es war die beste Zeit»
Die Szenerie war imposant. Die Wiener Philharmoniker füllten in voller Breite die Felsenreitschule, links hoch oben thronte die Schlagwerk-Gruppe auf einem gesonderten Podest. Rechts hing eine riesige Video-Wand mit grauweißer Grundmusterung, darunter war der Chor, die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, postiert. Links hinten erstreckten sich sechs oder sieben kleine Kabinette, in denen sich mit Beginn der Aktionen stumme Schauspielerinnen betätigten.
Es handelte sich bei ihnen gleichsam um wiedergeborene historische Revolutionärinnen: Louise Michel, Tania Bunke, Deola, eine russische Mutter, eine Turiner Mutter. Während diese sich in den Zimmerchen – arm, aber sauber – emsig mit Kochen, Putzen und natürlich mit den Vorbereitungen für den revolutionären Kampf beschäftigten, filmten Live-Kameras alles minutiös ab, um es auf die große Video-Wand zu projizieren.
Eine Zeitlang war der Zuschauer damit beschäftigt, die sichtbaren Bilder auf ihre Über-
einstimmung zu kontrollieren, die Musik lief fast wie ein Soundtrack ab. Dann aber trat allmählich eine optische Ermüdung ein, und Luigi Nono erhielt das Musikwort: Ingo Metzmacher erwies sich als souveräner Herrscher über die ...
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