Bunte Träume
Seien wir ehrlich: Den Mann kannten wir bislang nicht. Und auch nicht seine Werke für Orchester, Chor, Klavier und Kammerensembles. Ursächlich für diese sträfliche Repertoire-Lücke ist die traurige Tatsache, dass der kroatische Komponist Blagoje Bersa (1873–1934) zwar in seiner Heimat eine Größe war, jenseits der Grenzen aber kaum rezipiert wurde.
Insofern darf man die soeben beim Label Hänssler Classics erschienene «world premiere recording» seiner Lieder als eine lohnende Entdeckung bezeichnen – und als stichhaltigen Beweis dafür, dass es sich lohnt, abseits der hinlänglich ausgetretenen Pfade Erkundungen einzuziehen.
Bersa, das wird schnell klar, macht keinen Hehl aus seiner Prägung durch die «deutschen Meister» Wagner und Strauss sowie speziell durch die Wiener Spätromantik; seine Lehrer Robert Fuchs und Julius Epstein unterwiesen immerhin solche (Lied-)Größen wie Gustav Mahler, Alexander Zemlinsky und Hugo Wolf. Bersa greift deren Traditionen auf, individualisiert und «lokalisiert» sie aber durch eine eigene idiomatische Note, indem er Elemente der kroatischen Volksmusik hinzufügt und einen stupenden melodischen Erfindungsreichtum walten lässt. Als wesentliche ...
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Opernwelt März 2025
Rubrik: Medien, Seite 29
von Olga Myschkina
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Man sieht es und staunt: Der männliche Titelheld ist verdoppelt, also stirbt er auch zweimal. Während Tristan eins, singender (Privat-?)Patient einer Luxusklinik, exakt an der vom Komponisten bezeichneten Stelle ins Jenseits wandert, beobachtet sein Schauspiel-Double vom Rollstuhl aus dessen Sterben wie ebenfalls Isoldes Liebestod. Erst dann gibt auch der...