Bitter vergnüglich
«Die Ausflüge des Herrn Brouček» gehören zu den selten gezeigten Meisterwerken Janáčeks. Und zwar deswegen, weil die 1917, unmittelbar vor «Katja Kabanowa» entstandene Oper nicht als solches gilt. Begründet wird das Urteil mit dem chaotischen Libretto, an dem mindestens vier Autoren beteiligt waren, unter ihnen auch der Komponist; schon die literarische Vorlage ist ziemlich disparat, handelt es sich doch um gleich zwei Romane Svatopluk Čechs: «Herrn Broučeks Ausflug zum Mond» und «Herrn Broučeks Ausflug ins 15. Jahrhundert».
Doch funktioniert Janáčeks fünfte Oper dramaturgisch ausgezeichnet, wenn sich, wie jetzt in Prag, die Regisseurin Sláva Daubnerová ihrer annimmt und das gesamte Team stimmige, traumhaft schöne Beiträge liefert. Hier steht die Moritat vom Kleinbürger Brouček (auf Deutsch: ‹Käfer›) gleichermaßen für eine köstliche Komödie wie für eine philosophische Tragödie, überwältigend in der Bildhaftigkeit seiner mannigfaltigen Milieus und rein musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Mehr als in anderen Bühnenwerken bemüht Janáček hier die Leitmotivtechnik, was den abrupten Szenen- und Stimmungswechseln strukturellen Halt verleiht. Teils schwelgerisches, teils ironisches ...
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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Panorama, Seite 62
von Volker Tarnow
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Für verborgene Kostbarkeiten hat man in Oldenburg eine glückliche Hand. Waren es in den letzten drei Spielzeiten Mieczysław Weinbergs «Der Idiot» (siehe OW 3/2015), Jacopo Foronis «Cristina, regina di Svezia» (siehe OW 7/2016) und «Yvonne, Princesse de Bourgogne» von Philippe Boesmans (siehe OW 5/2017), die als erfolgreiche Entdeckungen über die Bühne des...
Die Tränen Sofias sind anders. Irgendwie weicher, samtiger. Dass sie aber so reichlich vom Himmel herabkullern, überrascht selbst Einheimische. Frühling sollte es sein, wenn Gäste aus aller Damen und Herren Länder in die bulgarische Kapitale kommen, aus Kanada und Österreich, Schweden und den USA, aus Litauen und Lettland, um sich im schmucken Opernhaus drei Tage...
