Bettgeflüster
Donizettis Tudor-Trilogie hat Konjunktur: Die Opernhäuser in Genf und Zürich haben sie unlängst produziert, in Brüssel lief ein Pasticcio-Doppelabend sogar aus vier Donizetti-Opern, die um die erste langlebige Königin Elisabeth Englands kreisen – mit Material aus «Il castello di Kenilworth». In Zürich stand Enrique Mazzola am Pult, der nun mit «Roberto Devereux» auch die Amsterdamer Tudor-Trilogie zum Abschluss brachte.
Für ihn bildet die Trias ein Äquivalent zu Wagners «Ring», dementsprechend entschieden geht er zu Werke: Schon in der Ouvertüre, in der sich harte Akkordschläge mit Zitaten der englischen Nationalhymne «God save the Queen» abwechseln, hält er sich nicht mit Unverbindlichkeiten auf. Messerscharf lässt Mazzola die Schläge herabsausen, unheilvoll verhangen klingt die Hymne, mit straffer Energie steuert er das weitere Geschehen, pocht auf Transparenz, Genauigkeit und überlässt nichts einem lässigen Verständnis von Italianità. Das Nederlands Kammerorkest folgt seinem Willen allzu willig; manchmal ist der Klang doch etwas arg trocken und knallig, und das Ensemble wäre für nachgiebigere Tempi vermutlich dankbar.
So aber macht sich trotz glänzender Einzelleistungen und ...
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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Panorama, Seite 54
von Regine Müller
Die Bühne ist fast leer. Nur ein Sessel, darin ein Mann in «Arbeitskleidung: Maske, winzige rote Hörner, Trainingsanzug. Der Titelheld. «KathoTV» zeigt unterdessen Bilder eines sterbenden Papstes, der irgendeinem heilbringenden Ritus vorsteht, und unsichtbare Chöre aus himmlischen Phalanxen, Cherubim und Pönitenten singen dem Herrn diverse Loblieder. In der neuen...
Ein Lob vorweg: In der Neuproduktion von Kurt Weills und Bertolt Brechts «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny» an der Griechischen Nationaloper sind alle acht Solisten sowie vier der sechs Chorus-Mädchen Einheimische. Ihre Diktion des Deutschen ist durchweg gut, im Fall von Anna Agathonos als Witwe Begbick sogar geschliffen – und auch der durch Agathangelos...
Ein bisschen enttäuscht ist man jetzt leider schon, was aber daran liegt, dass man auch im «Siegfried» ein Meisterwerk erwartet hat: Zwei Teile von Wagners «Ring» hat Ewelina Marciniak in den beiden vergangenen Spielzeiten an den Bühnen Bern bereits herausgebracht. Gerade die «Walküre», stärker noch als das «Rheingold», war so fein gearbeitet, das man süchtig...
