Bestürzend banal
Der Frankenstein-Stoff ist derzeit schwer en vogue: In der Nebenspielstätte «Tischlerei» der Deutschen Oper Berlin kam 2018 Gordon Kampes collageartiges Musiktheater zur Uraufführung, kurz darauf folgte auf Kampnagel (als Auftragskomposition der Hamburgischen Staatsoper) Jan Dvořáks Version, basierend auf einer Schauspielmusik, die er 2014 für das Theater Basel geschrieben hatte; im März dieses Jahres schließlich zog Mark Greys Neukomposition für das Brüsseler La Monnaie nach.
Mary Shelleys Romanvorlage von 1818, die in einer raffiniert geschachtelten Sprachstruktur von einem größenwahnsinnigen Wissenschaftler erzählt, der ein lebendiges Wesen schafft, das ihm als mörderisches Monster aus der Kontrolle gerät, könnte tatsächlich hochaktuell sein. Dvořáks sogenannte Oper, die nun in einer revidierten Fassung am Musiktheater im Revier herauskam, schert sich jedoch nicht um die ethische Brisanz des Stoffs. Sondern bauscht über einer dünnen Tonspur bloß ein muffiges Gothic-Grusical auf.
Das Einheitsbühnenbild zeigt ein anatomisches Theater, am Beginn baumelt zu zaghaften Geräuschklängen ein weißes Bündel von der Decke. Aus den Laken schälen drei Damen eine überlebensgroße Puppe ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Regine Müller
alpha
17.11. – 21.45 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Brahms: Ein Deutsches Requiem
17.11. – 21.45 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Mozarts «Requiem» und Schönbergs «Ein Überlebender aus Warschau»
arte
03.11. – 16.50 Uhr
Verdi: Messa da Requiem
Berliner Philharmoniker (2019)
ML: Muti, S: Garanča, Meli, Abdrazakov, Yeo
06.11. – 05.00 Uhr
Werke von Beethoven
Berliner...
Ach, das waren noch Zeiten in Salzburg. Damals, bei den Osterfestspielen. Herrlich unbeschwert. Jedenfalls solange Herbert von Karajan der König war. Von 1967 bis 1989 leitete er das Gourmet-Festival, als Maestro, Regisseur, Lichtgestalter und Programmdirektor. Mit einer Aufführung von Richard Wagners «Walküre» hatte er es am 19. März 1967 eröffnet, um freie Bahn...
Viermal lockt die blonde Schöne den Liebe suchenden Tannhäuser in der gleichen Pose. Jedes Mal vergrößert sich bis zum Ende der Ouvertüre ihr Gefolge. Dabei watet man auf der Bühne des Stadttheaters Klagenfurt knöcheltief durchs Wasserbassin. Der französische Regisseur David Bobée sieht nämlich im Venusberg nicht die lodernde Glut wild entflammter Begierde,...
