Berliner Satyrspiele
Eine «Schwalbe» ist in der Fußballwelt die Vortäuschung einer vom Gegner verursachten Körperverletzung – vom Schiedsrichter zu bestrafen. Die kleine Tragikomödie auf dem Rasen. In der Welt der Opernbretter lässt «Die Schwalbe» mehr an eine Halluzination als an Täuschung denken, an ein Trugbild. Denn auf deutschen Bühnen wird «La Rondine» nur selten gespielt, anders in London und New York. Rolando Villazón hat sie an der Deutschen Oper Berlin neuinszeniert – Puccinis unbekannteste «Lyrische Komödie».
Die Parlando-Oper der Liebe, fast Operette, endet im Debakel einer gescheiterten Liebe.
Zeitgleich hat sich Calixto Bieito an Berlins Komischer Oper mit Puccinis schriller Groteske «Gianni Schicchi» auseinandergesetzt und dabei, überraschend, ebenfalls eine Seltenheit gefunden: Er setzte den komödiantischen Einakter neben Béla Bartóks tragischen Einakter «Herzog Blaubarts Burg». Verblüffend das Ergebnis: Bieito schuf durch die direkte, pausenlose Kombination beider Einakter gleichsam ein einziges Stück, einen «Zweiteiler» als Psychothriller der Verstrickungen von Liebe und Tod, Begehren und Gewalt.
Dass beide Opern 1918 uraufgeführt wurden, bedeutet nur die äußere Klammer. Die Idee ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Magazin, Seite 78
von Wolfgang Schreiber
Eingekürzte «Zauberflöten» oder Kinderfassungen des «Freischütz» sind ja ganz nett. Aber den gewachsenen Ansprüchen an die Kinderoper genügen sie nicht. Und Humperdincks «Hänsel und Gretel» erscheinen doch langsam – pardon, das ist nicht hexenfeindlich gemeint – ein wenig ausgebrannt. Neue Stücke müssen her. Stücke, die den Zeitgeist treffen und einem jungen...
Ein musikalischer Senkrechtstarter! Darüber war man sich 1964 in Budapest bei der Uraufführung von Sándor Szokolays «Bluthochzeit» («Vérnász») einig. In Ungarn wurde das Werk in der Tat alsbald zum Repertoirestück, brachte es allein in den ersten fünf Jahren auf mehr als 50 Reprisen. Aber der Höhenflug dieser ersten Oper des jungen Komponisten beschränkte sich auf...
Dass das doch so auffällt. Dass es eine Aufführung doch so spürbar prägt. In Karlsruhe ist eine Interpretation von Richard Wagners «Parsifal» zu erleben, bei der alle Beteiligten offenkundig an einem Strang gezogen haben. Das Ergebnis: eine musikalisch-vokal-szenische Einheit. Vier der fünf großen Partien sind mit Rollendebütanten bestückt, ohrenscheinlich...
