Berg: Wozzeck
In der Szene beim Doktor hängt der Titelheld an demselben Schlachterhaken, an dem zuvor eine tote Sau gebaumelt hat. Will sagen: Wozzeck ist ein armes Schwein – so, auf den drastischen Punkt gebracht, lautet die metaphorisch verbrämte Aussage des Regie führenden Flensburger Operndirektors Jan-Richard Kehl. Und so schickt er seinen Wozzeck denn auch durch die weitere Handlung, mit blutbespritzter Gummischürze, umgeben von grotesken, skurrilen Typen, die ihm mit Unverständnis begegnen und deren abweisende Haltung ihn schließlich zum Mord und in den Tablettentod treibt.
Eine konsequente, trotz einzelner Abweichungen vom Original stets nah am Sinn des Stücks bleibende Inszenierung, die sich abspielt in einem abstrakten, von rechtwinklig zueinander angeordneten Laufstegen bestimmten Bühnenbild (Paul Zoller).
Man ist betroffen – sowohl vom Bühnengeschehen wie auch von der musikalischen Ausdeutung der Partitur durch Flensburgs neuen, jungen GMD Mihkel Kütson, der die Schwierigkeiten mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit meistert. Die zahlreichen kammermusikalischen Instrumentalpassagen werden sensibel ausgeleuchtet, die orchestralen Aufgipfelungen kraftvoll, aber ohne Bombastik ...
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