Der Unbeirrbare
Nach der Maxime Senecas, dass «wahre Freude eine ernste Sache» ist, hat Ulrich Schreiber gelebt und gearbeitet. Er war nicht ganz unschuldig daran, dass ich mein Berufsleben bei der Kölner Electrola begann. Dort habe ich ihn als Theater- und vor allem als Schallplatten-Kritiker der «HiFi-Stereophonie» erlebt, von dem nichts weniger zu erwarten war als freundlich-gefällige Rezensionen, gerade, wenn es um Maschen, Moden und Manipulationen ging und um das mediale Build-up von Stars. Gelegentlich, in Momenten der Verärgerung, füllte er die Feder mit Vitriol.
In der Musikbranche war er gefürchtet. Doch war ihm die hämische Aggressivität, mit der heute billige Totschlagzeilen fabriziert werden, gänzlich fremd. Auch und gerade in der Polemik wahrte er Sachlichkeit. Er nahm seine Leser und Hörer ernst, indem er sie forderte.
Was ihn interessierte, war immer – mit einem von ihm gern gebrauchten Wort – der «Kunstwerkcharakter». Was er dabei nie aus dem Blick verlor, waren die politischen und soziologischen Aspekte des Musiklebens. Sein 1979 veröffentlichter Schallplattenführer, lesenswert auch heute noch, war ein erstes Zeugnis dieser kritischen Arbeit. Auf die Impertinenz, die sich nicht ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Der Skandal ist auch nicht mehr, was er einmal war. Als der in Ehren ergraute österreichische Bürgerschreck Hermann Nitsch – in Zusammenarbeit mit dem jungen Schweizer Schauspieler und Regisseur Andreas Zimmermann – im Zürcher Opernhaus Schumanns «Faust-Szenen» auf die Bühne brachte, mochte er nicht auf das Markenzeichen seines «Orgien Mysterien Theaters», die...
Zwar reicht die Autobahn endlich ganz bis zur drittgrößten, 180 000 Einwohner zählenden Stadt Ungarns, doch empfängt Miskolc seine Gäste zunächst mit einem Dschungel realsozialistischer Plattenbauten. Schlagartig wird angesichts dieser Kulisse klar, dass zahlungskräftiges Publikum hier nur Mangelware sein kann. Vor sieben Jahren haben sich die damaligen Leiter...
Wann hat es ein neues, junges Opernfestival geschafft? Wenn sich die internationale Presse aufmacht ins noch immer etwas abgelegene Baltikum? Wenn sich im Publikum auch Reisegruppen von Opernfreunden finden, die es – etwa in Baden-Baden – sonst eigentlich etwas exklusiver und teurer haben? Wenn auch das einheimische Publikum trotz eher niedriger...
