Aus zwei mach eins

Weinberg: Wir gratulieren
Korngold: Der Ring des Polykrates
Heidelberg | Theater

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Eigentlich haben sie nichts miteinander zu tun, Erich Wolfgang Korngolds Jugendwerk «Der Ring des Polykrates» von 1916 und Mieczysław Weinbergs Oper «Wir gratulieren» (1983) – außer dass ihre Schöpfer jüdischer Herkunft waren und ins Exil gezwungen wurden. Beide Male handelt es sich um Beziehungskomödien mit stark schwankhaften Zügen. Weinbergs anderthalbstündiger Zweiakter nach Scholem Alejchems Schauspiel «Mazl Tov» führt ins jiddische Schtetl des vorrevolutionären Russland, Korngolds arg operettenhafte Farce ins bourgeoise Künstlermilieu.

Yona Kim hat in ihrem glänzenden Heidelberger Doppelabend beide Stücke aufeinander bezogen und sie überdies mit dem Schicksal ihrer Komponisten verknüpft.

Die szenische Steilvorlage liefert das mit genialem Griff entworfene Bühnenbild Margrit Flagners – ein Hausaufriss wie aus dem Kinderbuch, unten das Souterrain fürs Küchenpersonal, oben die Beletage, deren Fenster Videoscreens sind, die das Geschehen kommentierend unterfüttern: bei Weinberg mit wie von Chagall gemalten Bildern, aber auch mit Postern des Zarenpaars sowie von Lenin und Stalin; bei Korngold mit Fotos aus dem Hollywood-Ambiente des emigrierten Filmkomponisten. Diesen Kontrast ...

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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Uwe Schweikert

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