Auf Umwegen

Ein Vierteljahrhundert nach der Uraufführung bringt die Met «Nixon in China» heraus – John Adams wird als Dirigent gefeiert, Peter Sellars passt seine Originalregie dem Zeitgeist an

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Eigentlich hätte John Adams’ erfolgreicher Opernerstling schon längst einen festen Platz im Repertoire der Metropolitan Opera verdient – «Nixon in China» wurde 1987 in Houston uraufgeführt. Nun konnte der Komponist, dessen «Doctor Atomic» 2008 an der Met herauskam, in diesem Haus sein Debüt als Dirigent feiern, schon sein bloßes
Erscheinen entfesselte einen Beifallssturm, der sich nach jedem einzelnen Akt wiederholte. Im Publikum saßen, wie unter Peter Gelbs Leitung üblich, zahlreiche Lichtgestalten der New Yorker Unterhaltungsindustrie.

Für «Doctor Atomic» hatte Gelb noch eine In-
szenierung durch Peter Sellars abgelehnt; dass Sellars nun zum Einsatz kam, war dem Wunsch geschuldet, das originale Produktionsteam von «Nixon in China» abermals zu vereinen. Mittlerweile zwingen die ökonomischen Realitäten auch die Met zu Koproduktionen – eine Praxis, über die man hier noch unlängst die Nase gerümpft hatte. Und man muss sagen, dass Peter Gelb beim Ausleihen von Avantgarde-Produktionen (Patrice Chéreaus «Aus einem Totenhaus», Willy Deckers «La traviata») eine glücklichere Hand hatte als bei vergleichbaren Eigenproduktionen.

In Bezug auf «Nixon» hat Met-Debü-
tant Sellars mit der für ihn ...

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Opernwelt März 2011
Rubrik: Magazin, Seite 67
von David Shengold

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