Auf himmlischem Parkett
Der Weg in den Himmel ist steinig. Die Freuden des ewigen Lebens werden einem nicht geschenkt. Die Zeit ist knapp, um ausreichend Gutes zu tun. Weshalb sie einen gleich anmahnt, sie zu nutzen. Zudem ist der Aufstieg ins Licht gepflastert mit Versuchungen irdischen Vergnügens, Verlockungen von Macht, Reichtum und mondänem Glanz. Gäbe es da nicht den «Schutzengel», der unter dem Talmi von Gold und Glitzer Verfall und Verwesung freilegen würde.
Dann aber kann das duale Wesen von (rasch wandelbarem) Körper und (kritisch nachfragendem) Geist nicht einmal mehr die Drohung der Höllenqualen schrecken. Und ewig währt am Ende das Fest.
Die moralische Botschaft dieses Spiels von Seele und Körper, «Rappresentatione di Anima e di Corpo», ist mit Händen zu greifen. Und so, wie Robert Carsen sie zum Saisonstart am Theater an der Wien inszeniert, durchaus zeitlos. Emilio de’ Cavalieri ist der Schöpfer dieses Mysterienspiels, das, im Jahr 1600 in Rom entstanden, als «erste Oper» gehandelt wird – sieben Jahre vor der Inkunabel der Gattung, Monteverdis «L’Orfeo». Der wissenschaftliche Streit um die rechte Klassifizierung interessiert den Regisseur allerdings weniger. Auch die religiöse, also ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Karl Harb
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