Apropos ... politisches Theater
Frau Moses, Sie sind 2009 in Dessau mit dem Anspruch eines politischen Musiktheaters gestartet. Was haben Sie inzwischen bewirkt?
Unser Ziel war es, das bürgerliche Bewusstsein der Menschen hier, das 1989 einmal kurz und heftig aufflackerte, wieder aus der Resignation zu erwecken. Ob uns das nachhaltig gelungen ist, muss die Zeit zeigen. Aber schon aus der Art, wie unsere Inszenierungen hier aufgenommen worden sind, kann man vielleicht ablesen, dass da etwas in Gang gekommen ist.
Während mein Bundestags-«Lohengrin» zuerst bei Teilen des Publikums noch auf heftige Ablehnung stieß, war das Klima bei der «Stummen von Portici» schon viel offener. Und als die Finanzierung des Theaters von der Politik in Frage gestellt wurde, hat sich gezeigt, dass die Leute hier zu uns stehen und sich für uns einsetzen.
Mit Mussorgskys «Chowanschtschina» haben Sie jetzt eine der politischsten Opern überhaupt. Sehen Sie da, ähnlich wie beim «Lohengrin» auch Anknüpfungspunkte an die politische Realität der Republik?
Natürlich muss auch dieses Stück etwas mit uns zu tun haben, damit, in was für einer Welt wir leben. Aber der Ort von «Chowanschtschina» ist erst mal Russland und nicht die BRD. Was uns ...
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Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Jörg Königsdorf
Jules Massenets lange – wie die Titelfigur – ein wenig vernachlässigte «Cendrillon» scheint sich zu einem heimlichen Hit der Saison zu entwickeln. Nach Aufführungen in Paris und Wien wird seinem Aschenbrödel ab Juli auch in London der gläserne Schuh angepasst. Und das dann in einer komisch effektvollen Inszenierung aus Santa Fe, die nächste Spielzeit nach Brüssel...
Mit realistisch ausgerichtetem Musiktheater würde man sich bei Mozarts «Idomeneo» mit seiner noch in vielem den Abläufen der alten Opera seria geschuldeten Form schwer tun. So verzichtete Kay Kuntze in seiner Bremer Regiearbeit denn auch auf wirklichkeitsgetreues szenisches Abbilden und verlegte sich auf eher rational durchgestaltete Bewegungsabläufe von...
Schon nachvollziehbar, dass just diese Oper zu den Lieblingsstücken Adolf Hitlers gehörte. Denn jenseits der in ihrer schwermütigen Melodik und manchmal auch plakativen Machart an den italienischen Opernnaturalismus – Verismo – erinnernden Musik birgt die Fin-de-Siècle-Geschichte viel Treibstoff für eine «Blut und Boden»-Ideologie: Unverdorbener Junge – Pedro – aus...
