Apropos... Nostalgie

Die Komponistin SARA GLOJNARIĆ hat nach ihrem Umzug von Kroatien nach Deutschland damit aufgehört, ihre Identität als queere Frau von ihrer Kunst zu trennen. Ihre Werke sind somit auch immer als audiovisueller Beitrag zu aktuellen Debatten zu verstehen, sie schaffen auf diskursive Weise eine Verbindung zwischen klassischer Musik und Popkultur

Opernwelt - Logo

Frau Glojnarić, in Ihrer jüngsten Komposition #artefacts, die im Dezember vom «WDR» aufgezeichnet wurde, widmen Sie sich der Nostalgie. Ist das nicht ein plattgetretenes Thema?
Nun, in den 1970er-Jahren war Nostalgie wie der Tritonus im Barock: Sich damit auseinanderzusetzen, mit allem, was an das «bürgerliche Erbe» erinnert hat, ging gar nicht. Das hat sich sehr geändert. Die amerikanische Schriftstellerin Fran Lebowitz sagte kürzlich, heutzutage bade alles in Nostalgie, es gebe kein Bedürfnis mehr, etwas Neues zu machen.

Von einer Person, die selbst fast schon ein Relikt ist, finde ich das als Statement sehr witzig – doch ihre Kritik stimmt aus meiner Sicht nur zum Teil. Im Grunde ist doch die Arbeit an uns selbst schon eine nostalgische. Wir setzen uns mit dem auseinander, was wir kennen, und stellen es in einen neuen Kontext – so entsteht immer etwas Neues. Argumente, dass man sich nicht mit Nostalgie beschäftigen sollte, finde ich daher, ehrlich gesagt, sehr flach.

Warum ist das Thema aus Ihrer Sicht gerade jetzt wichtig?
Ich beschäftige mich ohnehin viel mit Popkultur, wo Nostalgie eine sehr große Bedeutung hat. Aktuell befinden wir uns dort in einer Zeit der großen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Magazin, Seite 63
von Hannah Schmidt

Weitere Beiträge
Chamäleon

Für den Tod wurde es eine Hängepartie. Das Schach-Match, im Mai 1976 mit der ersten Krebsdiagnose begonnen, endete erst im April 2020. Sich selbst sah Peter Jonas dabei als Ritter, als spielendes, tricksendes Gegenüber des Sensenmanns. So wie es Ingmar Bergman in «Das siebente Siegel» erzählt. Der Film sei «Symbol meines Lebens», pflegte Jonas zu sagen, immer...

TV-Klassiktipps Juli 2021

alpha

04.07. – 21:45 Uhr
Klassik am Odeonsplatz 2015

11.07. – 21:45 Uhr
Klassik am Odeonsplatz 2016

18. und 25.07. – 21:45 Uhr
Klassik am Odeonsplatz 2017 (Teil 1 und 2)

arte

04.07. – 17:20 Uhr
Messiaen: Quatuor pour la fin du temps

S: Pierre-Laurent Aimard (Klavier), Jean-Guihen Queyras (Violoncello), Isabelle Faust (Violine), Jörg Widmann (Klarinette)

05.07. –...

Ein Albtraum

«Das britische Volk hat gesprochen», proklamiert Atholl Swainston-Harrison in sphinxhaftem Ton. «Mit dem Ergebnis muss jetzt umgegangen werden.» China, Russland oder die USA: Als Chief Executive der International Artist Managers' Association (IAMA) hat er den Überblick über Arbeits- und Reisebedingungen auf der ganzen Welt. Wenn jemand die Folgen des Brexits für...