Alte Meister
Eigentlich müsste Aribert Reimanns 1971 in Schwetzingen uraufgeführte Öko-Oper «Melusine» nach der surrealistischen Märchen-Tragikomödie Yvan Golls ein Repertoirewerk sein wie der Welterfolg «Lear». Das Sujet, die Zerstörung der «weiblichen» Natur durch «männliche» Ratio, lässt sich aktueller nicht denken. Die Musik ist dramatisch wirkungsvoll, von geheimnisvollem Natur- und schrägem Märchenzauber, oft deskriptiv wie in den gern verwendeten Ostinato-Motiven für dräuend Schicksalhaftes oder in dem finalen Schloss- = Weltenbrand mit kommentierenden Zuschauern.
Vor allem ist diese Musik leicht verständlich. Sie meidet Über-Komplexität und setzt wie das nur leicht ver-rückte, im Grunde aber gradlinig durcherzählte Libretto auf «clarté» sowohl im lichten, oft solistisch geführten Kammerorchestersatz (33 Musiker) wie auch in der einfachen Formensprache. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Peter Hirsch die Nürnberger Philharmoniker in dem vorliegenden Live-Mitschnitt der Premiere am Nürnberger Staatstheater vom 12. Mai 2007 (siehe OW 7/2007) zu einem nahezu schwerelosen Spiel animierte und die Strukturelemente prägnant herausarbeitete. Auch in puncto Klangzauber leisten die ...
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Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Medien | CDs und DVDs, Seite 43
von Boris Kehrmann
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